Zehn Monate Freiheitsentzug im ersten Urteil / Heute verhandelt Magdeburger Landgericht neu Kickbox-Weltmeister droht Haftstrafe
Gegen den erst seit 4. November frischgekürten Kickbox-Weltmeister Sascha Poppendieck beginnt heute vor dem Magdeburger Landgericht die Berufungsverhandlung wegen gefährlicher Körperverletzung. Das Magdeburger Amtsgericht hatte im ersten Urteil eine zehnmonatige Freiheitsstrafe ausgesprochen.
Magdeburg l Anfang des Monats gab es für die Kickbox-Szene in Magdeburg das Ereignis schlechthin: die erste Kampfsport-Weltmeisterschaft in Magdeburg. Hauptakteur war Sascha Poppendieck. Der Trainer einer Magdeburger Kampfsportschule ist nun K1-Weltmeister, einer der Höhepunkte seiner Karriere als Muay-Thai-Boxer.
Einen ganz anderen Höhepunkt erreichte nach dem Vorwurf der Staatsanwaltschaft nun die kriminelle Laufbahn des Kickboxers. Der gelernte Maurer hat offenbar auch privat eine harte Faust. Sein Vorstrafenregister (beginnend 1993) erreichte 15 Straftaten, die meisten wegen Körperverletzung. Das letzte rechtskräftige Urteil sprach am 10. Juli 2008 das Magdeburger Amtsgericht wegen vorsätzlicher Körperverletzung aus. Die einjährige Freiheitsstrafe wurde damals auf drei Jahre Bewährung ausgesetzt.
Heute soll nun vor dem Magdeburger Landgericht eine weitere Körperverletzung vom 27. Februar 2011 in Berufung verhandelt werden. Das Amtsgericht Magdeburg hatte im Sommer dieses Jahres Poppendieck in zwei Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zehn Monaten ohne Bewährung verurteilt. Die Verteidigung legte Berufung gegen das Urteil ein. Heute wird der Fall deshalb vor dem Magdeburger Landgericht unter dem Vorsitz von Richter Enno Bommel neu verhandelt. Zehn Zeugen sind nach Angaben von Landgerichtssprecher Christian Löffler geladen.
Kampf vor der Club-Tür wurde unfair
Im ersten Prozess ergab die Beweisaufnahme laut schriftlichem Urteil folgendes Bild: In der Nacht zum 27. Februar hatten sich die Wege des Angeklagten Poppendieck und dem Opfer und Nebenkläger Sascha Thon in der Magdeburger "Festung Mark" bei einer Disko gekreuzt. Beide kannten sich von früher aus der Kampfsportschule. Doch dann wechselte er in eine konkurrierende Kampfsportschule, was das Verhältnis zerrüttete. Poppendieck und dessen Freund, der Zeuge Dennis M., wurden zunächst nicht in den Club gelassen. Die Stimmung war deshalb aufgeheizt. Im Eingangsbereich saß Sascha Thon als Gast auf einem Sofa. Es kam zunächst zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen dem Zeugen Dennis M. und ihm. Der Angeklagte Poppendieck forderte beide auf, die Sache draußen zu klären. "Ich hatte Angst. Weil wir vereinbart haben, dass sich Sascha nicht einmischt, bin ich mit nach draußen gegangen", erklärt Thon.
Es kam vor der Tür zum Kampf. Dieser wurde von den Türstehern, die zu diesem Zeitpunkt mit vor dem Club standen sowie weiteren Zuschauern beobachtet.
Noch weitere Schläge wurden ausgeteilt
Der Angeklagte Poppendieck soll beide immer wieder angestachelt haben. Als Sascha Thon am Boden lag, mischte der Kickboxer mit und schlug mit der Faust mehrmals zu. Das Opfer erlitt eine Platzwunde über der linken Augenbraue. Beide Augen waren komplett geschwollen. Zudem erlitt er Hämatome am Rücken. Auch der linke Eckzahn war herausgerissen. Die Verletzungen stammen zum Teil auch vom Kampf mit Dennis M. Er war vom Amtsgericht als Mitangeklagter aber freigesprochen worden, weil das Opfer dem Kampf mit ihm zustimmte.
Poppendieck aber hat nach Ansicht des Gerichts nicht nur auf den liegenden Sascha Thon eingeschlagen, sondern auch auf einen Gast, der zufällig daneben stand. Er erlitt eine Platzwunde über dem linken Auge, die genäht werden musste. Es sollen noch weitere Personen im Umfeld geschlagen worden sein. Mangels Strafanträgen hat die Staatsanwaltschaft diese aber nicht weiter verfolgt.
Sascha Poppendieck erklärte gestern auf Nachfrage: "Ich würde gerne etwas sagen. Mit Blick auf den Prozess lasse ich es aber lieber." Im ersten Prozess hatte er den Tatvorwurf abgestritten.