Anschlag auf Weihnachtsmarkt 86 Menschen schwerstverletzt bei Magdeburg-Anschlag
Wie konnte es zum Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg kommen? Oberbürgermeisterin Simone Borris weist Kritik am Sicherheitskonzept zurück. Zudem werden neue Zahlen zu den Opfern bekannt.
![Simone Borris verweist darauf, dass viele Stellen beim Sicherheitskonzept einbezogen waren. (Archivbild)](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/02/06/f9a44cec-a5b0-45d0-a0a6-34141f0b74ba.jpeg?w=1024&auto=format)
Magdeburg - Beim Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt im Dezember sind 86 Menschen schwerstverletzt worden. Diese Zahl nannte der Bundesopferbeauftragte Roland Weber im Innenausschuss des Landtags von Sachsen-Anhalt. Bisher hätten sich 1.229 Betroffene gemeldet, so Weber. Ein Großteil von ihnen sei über Unterstützungsmöglichkeiten informiert worden.
Als Betroffene gelten Menschen, die durch die Tat Angehörige verloren haben, verletzt wurden oder sich im Einwirkungsbereich des Täters aufgehalten haben. Betroffene können auch Ersthelfer oder Augenzeugen sein.
In Magdeburg hatte im Dezember ein Mann aus Saudi-Arabien mit einem Auto auf dem Weihnachtsmarkt sechs Menschen getötet und knapp 300 verletzt. Viele Menschen seien immer noch im Krankenhaus oder in Reha-Maßnahmen, sagte Weber.
Konzept ging an andere Stellen
Der Landtag hat einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss eingesetzt, der kommende Woche die Arbeit aufnimmt. Die Aufarbeitung spielt bereits im Innenausschuss eine Rolle. Die Magdeburger Oberbürgermeisterin Simone Borris wies Kritik am Umgang mit dem Sicherheitskonzept zum Weihnachtsmarkt zurück und stellte die Einbeziehung anderer Stellen heraus. Nach Vorlage durch den Veranstalter beim Ordnungsamt sei das Konzept auch an Polizei und Feuerwehr weitergegeben worden, sagte Borris.
Der Zufahrtsschutzexperte Christian Schneider hatte von Fehlern bei der Vorbereitung des Weihnachtsmarktes gesprochen. Im Sicherheitskonzept werde zwar mehrfach auf die Gefahr von Überfahrtaten hingewiesen, so Schneider. Es werde aber nicht beschrieben, wie dieser Bedrohung begegnet werde. „Der Ersteller hat sich nicht an die Regeln gehalten und dabei ganze Flanken offengelassen“, so Schneider.
Die Betreibergesellschaft hat sich auf Anfrage bisher nicht dazu geäußert. Der Täter war an einem breiten Gehweg zwischen einer Fußgängerampel und einer Betonblocksperre hindurchgefahren.
OB Borris verweist auf Einschätzung der Polizei
Borris betonte, weder der Veranstalter noch die kommunalen Sicherheitsbehörden hätten Zugang zu Informationsquellen gehabt, aus denen eine konkrete Gefahr hervorgegangen wäre. Dafür sei man auf die Einschätzungen der Polizei angewiesen.
Im Rahmen der Stellungnahme zum Sicherheitskonzept habe man aber keine Hinweise bekommen auf eine erhöhte Anschlagswahrscheinlichkeit mit Kraftfahrzeugen, sagte die Oberbürgermeisterin. „Auch eine Anpassung oder Verschärfung des Sicherheitskonzepts im Hinblick auf Zufahrtsbeschränkung erfolgte nicht.“ Deshalb seien sowohl der Veranstalter als auch das Ordnungsamt davon ausgegangen, dass die Maßnahmen „angemessen und geeignet sind“.
Borris sagte weiter, seit dem Jahr 2017 sei klar, dass eine breite Zufahrt offen bleiben müsse. „Das Konzept ist auch einmal ins Landesverwaltungsamt geschickt worden.“ Von Fachaufsicht seien keinerlei Bedenken geäußert worden, so Borris.
Weitere Straftaten in Zusammenhang mit Anschlag
Die Polizei infomierte im Ausschuss darüber, dass es zwischen dem 20. Dezember 2024 bis 31. Januar 2025 81 Straftaten gegeben habe, bei denen ein Zusammenhang mit dem Anschlag nicht ausgeschlossen werden könne. Darunter sind unter anderem Körperverletzungen, in zwölf Fällen geht es um Volksverhetzung, in neun Fällen um Beleidigungen, in sechs Fällen um Bedrohungen.
34 der Straftaten seien in Magdeburg, die anderen in anderen Landesteilen begangen worden, sagte Landespolizeidirektor Mario Schwan. Menschen mit Migrationshintergrund hatten nach dem Anschlag von Angriffen berichtet und Sorge vor weiteren Übergriffen geäußert.