Champions League Abreibung und Anreise-Ärger: Viel Frust beim VfB
Eine Reise wird zum Reinfall. Stuttgarts Mannschaft kommt unter die Räder, ein Teil der Fans gar nicht in Belgrad an. VfB-Boss Wehrle übt scharfe Kritik. Viel Zeit, sich zu schütteln, bleibt nicht.
Belgrad - Alexander Nübel fühlte mit den Fans des VfB Stuttgart. „Extrem bitter“ sei das gewesen, was sie bei der 1:5-Klatsche bei Roter Stern Belgrad geboten bekommen hätten, meinte der Torwart. Zumindest jene, die auch im Stadion Rajko Mitic angekommen waren. Mehrere Anhänger waren schon auf dem Weg nach Serbien wieder umgekehrt - wegen angeblich unverhältnismäßig scharfer Polizeikontrollen an der Grenze. Club-Boss Alexander Wehrle kritisierte die Vorkommnisse nach ersten Erkenntnissen scharf. Der VfB ist um eine genaue Aufklärung bemüht und erwägt, Protest beim europäischen Dachverband UEFA einzulegen.
Fest steht schon jetzt: Die Reise wurde zum kompletten Reinfall. Und die nächste steht direkt bevor. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) sind die Schwaben in der Fußball-Bundesliga bei Werder Bremen gefordert. Der Frust muss schnell raus aus den Klamotten. Er ist aber gewaltig.
Druck in der Königsklasse nimmt zu
„Eine herbe und harte Niederlage“ sei das gewesen, sagte Sportchef Fabian Wohlgemuth nach der überraschenden Abreibung, durch die der VfB in der Champions League weiter unter Druck gerät. Drei Spiele bleiben noch, um einen der ersten 24 Tabellenplätze und damit das Weiterkommen zu sichern. Ab sofort müsse man punkten und werde da auch „keine Alibis suchen“, sagte Trainer Sebastian Hoeneß in aller Deutlichkeit. Die nächsten Gegner Young Boys Bern und Slovan Bratislava haben im laufenden Wettbewerb noch keinen Zähler geholt und sollten schlagbar sein - das dachten viele über Belgrad allerdings auch.
Denn Roter Stern hatte bis Mittwochabend in der Königsklasse ebenfalls noch nicht gepunktet, die Stuttgarter nach deren früher Führung durch Ermedin Demirovic dann aber phasenweise zerpflückt. Man sei „enttäuscht“ über die Leistung, sagte der sichtlich bediente Hoeneß. Und „sauer und verärgert“ über die verpasste Chance, die eigene Ausgangslage zu verbessern. Man dürfe sich „so einen Auftritt nicht mehr erlauben“, meinte der Coach.
„Harter Schlag“ in Entwicklung des VfB
Womöglich kommt es den Stuttgartern gelegen, dass die Zeit bis zum nächsten Spiel so knapp ist. In Bremen bietet sich die Gelegenheit, die Dinge schnell wieder zurechtzurücken. Eine weitere Niederlage würde die Diskussion darüber, wie weit der Vizemeister in seiner Entwicklung wirklich ist, allerdings erst recht befeuern.
Die Themen Mehrfachbelastung und Verletzungsproblematik beschäftigen den VfB schon länger. Man sei da weiter in einem Lernprozess und es werde sicher besser, meinte Wohlgemuth. Die Packung in Belgrad sei aber schon ein „harter Schlag“ gewesen. „Das ist eine Niederlage, die hängen bleibt. Da wird man sich noch eine Weile dran erinnern.“
Busse drehen um - mehrere Personen festgenommen
Teile der Fanszene wohl eher an die Reise im Allgemeinen als an das Spiel im Speziellen. Die genauen Hintergründe des Ärgers an der serbischen Grenze sind noch unklar. Busse mit insgesamt 500 VfB-Anhängern waren nach Polizeikontrollen von dort aus schon vor der Partie wieder nach Stuttgart zurückgefahren. Die Kontrollen seien nach vielfacher Darstellung von Fans „unverhältnismäßig und auch menschlich entwürdigend“ gewesen, teilte der VfB mit. Auch vom Einsatz körperlicher Gewalt sei berichtet worden.
Zudem sei es in der Belgrader Innenstadt über den Tag hinweg zu mehreren gewalttätigen Übergriffen auf VfB-Fans gekommen. Serbischen Medienberichten zufolge nahm die Polizei nach einer Schlägerei 15 Personen fest - darunter angeblich auch zehn VfB-Anhänger.
Wehrle: „Zustände nicht hinnehmbar“
„Alle, die den Fußball, die demokratischen Grundrechte und die europäischen Werte lieben, sind aufgefordert, gegen diesen gefährlichen Trend einzustehen“, sagte VfB-Vorstandschef Wehrle über all die unerfreulichen Vorkommnisse. „Solche Zustände sind nicht hinnehmbar.“
Die Stuttgarter hatten sich mit Blick auf die teils extrem heißblütigen Belgrader Ultras schon lange auf ein Hochrisiko-Spiel eingestellt. Letztlich wurde der Trip nach Serbien nicht nur sportlich zum Fiasko.