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2. Liga Alles Reese? - Hertha zwischen Frust und Hoffnung

Das Berliner Fußball-Leben könnte schön sein. Hertha BSC hat jugendliche Frische, aber auch eine enorme Naivität. Der HSV nutzt diese clever aus. Der Hoffnungsträger spricht klare Worte.

Von Arne Richter, dpa 26.01.2025, 13:00
Ibrahim Maza (l) und Fabian Reese können ihre Enttäuschung nicht verbergen.
Ibrahim Maza (l) und Fabian Reese können ihre Enttäuschung nicht verbergen. Andreas Gora/dpa

Berlin - Fabian Reese ging das alles nicht schnell genug. Ungeduldig stand das Berliner Fußball-Energiebündel im Kellergang des Olympiastadions und trippelte von einem Fuß auf den anderen. Die dunklen Locken noch von seinem schwarzen Stirnband gebändigt, wollte Herthas Ausnahmespieler möglichst schnell seine Kommentare zum 2:3 gegen den Hamburger SV abgeben, um dann dieses unglückliche Spiel vermutlich schnell abzuhaken. 

„Dieser Schmerz über die Niederlage überwiegt“, sagte Reese. „Es fehlt uns der letzte Punch, die letzte Gier, alles zu geben, um das Tor zu schießen“, fügte der 27-Jährige an. Gier, Punch. Das ist es, was Reese hat und kann. Doch in einer unverändert ziemlich naiv spielenden Berliner Zweitliga-Mannschaft rutschte der Offensivgeist nach seinem Heim-Comeback gleich wieder in seine besondere Rolle des Ausnahmekönners. 

Zum ersten Mal seit dem 11. Mai 2024 bestritt Reese wieder Heimspiel-Minuten im Olympiastadion. Doppel-Torschütze war er damals beim wertlosen 3:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Nach der folgenden schweren Fußverletzung im Juli bestritt er bisher nur drei Joker-Einsätze bei Auswärtsspielen. Das Heim-Comeback war speziell. „Ich bin häufig die Laufrunde ums Stadion gelaufen und habe gedacht, ich möchte da wieder rein“, erzählte Reese. 

Reese bringt die Magie ins Spiel

Was mit Reese möglich ist, erlebten die 71.500 Zuschauer im ausverkauften Olympiastadion mit seiner Einwechslung Mitte der zweiten Halbzeit. Zwei Torvorbereitungen, das Spiel gegen den Tabellenführer fast gedreht. Aber am Ende war alles wertlos. Die Hertha verharrt nicht nur im Tabellenmittelfeld der 2. Liga, sondern auch im ewigen Konjunktiv, was möglich wäre, wenn das Pendel der Kleinigkeiten mal in die richtige Richtung ausschlagen würde. 

„Wir haben gesehen, wie leicht Tore zu schießen sind, haben das Stadion angezündet und haben die Chance auf das 3:2, gehen all in“, sagte der frustrierte Reese. Und Trainer Cristian Fiél bewegte sich in ähnlichen Gefühlszuständen. „Vieles war dabei, was ich von den Jungs sehen will, nur müssen wir auch anfangen, uns dafür zu belohnen“, sagte der Hertha-Coach. 

Die HSV-Führung durch Davie Selke (27. Minute) und Ransford-Yeboah Königsdörffer (60.) wurde durch die von Reese eingeleiteten Tore von Michael Cuisance (72.) und Marten Winkler (80.) ausgeglichen. Doch nach Emir Sahitis (84.) Tor-Replik per Konter nach einer Hertha-Ecke war alles wieder futsch. 

Trotz als Reaktion gegen Regensburg

Fiél verkörperte diese Art von hilflosem Hertha-Trotz. Weitermachen. Was soll man auch sonst tun? Jahn Regensburg ist am kommenden Samstag die nächste Aufgabe. In der Fremde tun sich die Berliner leichter, sind Dritter der Auswärtstabelle. In der Heimtabelle steht man auf Rang 16. Das ist dann insgesamt jenes Mittelmaß, das eine Bundesliga-Rückkehr unmöglich macht. 

Reese wird zunächst weiter nur Joker sein können. Das erste Mal habe er ohne Schmerzen gespielt, erzählte er. Von Woche zu Woche wolle er schauen, was möglich ist. „Wir können uns nichts davon kaufen, wenn wir sagen, eigentlich war es ganz gut, wir wollen Spiele gewinnen“, sagte er. Die Berliner Ungeduld wächst.