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Bewerbermangel Ausbildung startet - mehr als jede dritte Stelle noch frei

Neben Fachkräften fehlt vielen Unternehmen auch der Nachwuchs. Wer sich für eine Ausbildung bewirbt, hat deshalb gute Karten. Es gibt noch Tausende offene Stellen.

Von dpa Aktualisiert: 31.07.2024, 14:54
Vor dem Start des Ausbildungsjahres heißt es in vielen Betrieben: „Azubis gesucht!“
Vor dem Start des Ausbildungsjahres heißt es in vielen Betrieben: „Azubis gesucht!“ Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Hannover/Bremen - Vor dem Start des Ausbildungsjahres am Donnerstag gibt es in Niedersachsen und Bremen noch viele offene Stellen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren in beiden Bundesländern Ende Juli noch mehr als ein Drittel der Lehrplätze unbesetzt. „Es gibt gute Chancen, noch in diesem Jahr eine Ausbildung zu beginnen“, sagte der Landeschef der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Niedersachsen und Bremen, Johannes Pfeiffer. „Viele Betriebe bieten noch attraktive Ausbildungsplätze für sofort an.“

Besonders viele Stellen sind nach Angaben der Arbeitsagentur in folgenden Bereichen offen: Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer, Handelsfachwirte und Fachkräfte für Lagerlogistik. Allein in diesen vier Berufen sind in Bremen und Niedersachsen noch 5093 Stellen offen. Bei der Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN) hieß es, es mangle schlicht an Bewerbern. „Etwa jeder zweite Betrieb dürfte nicht alle Ausbildungsplätze besetzen können, etwa jeder dritte gar keine Bewerbungen erhalten“, sagte Sönke Feldhusen von der IHKN. Besserung ist laut der Kammer nicht in Sicht: Angesichts des demografischen Wandels werde sich der Bewerbermangel in Zukunft noch verschärfen. 

Noch viel Bewegung auf Ausbildungsmarkt

In Niedersachsen waren bis Juli 47.426 Ausbildungsstellen gemeldet, es gab 43.285 Bewerber. Trotzdem blieben bisher 19.475 Stellen unbesetzt - das sind etwa 41 Prozent. Dem stehen 12.363 junge Menschen gegenüber, die noch als unversorgt gemeldet sind. „Damit ist das Interesse an einer dualen Berufsausbildung erfreulicherweise wieder leicht gestiegen“, sagte BA-Landeschef Pfeiffer. „Auf der anderen Seite führt die schwächelnde Konjunktur zu einem leichten Rückgang der gemeldeten Ausbildungsstellen. Trotzdem bleibt ein Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage.“ 

Ein ähnliches Bild zeigt sich in Bremen: Dort waren 4.706 Stellen gemeldet. Beworben haben sich 4.214 junge Menschen - unbesetzt blieben bislang 1.694 Stellen (knapp 36 Prozent), 1.410 junge Menschen sind noch als unversorgt gemeldet. 

„Allerdings ist zu diesem Zeitpunkt erfahrungsgemäß noch viel Bewegung auf dem Ausbildungsmarkt“, sagte Oliver Kriebel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen. Denn viele Ausbildungen starten erst zum 1. September, manche auch noch später. „Der Bedarf bei den Ausbildungsbetrieben ist hoch. Doch leider finden nicht alle die geeigneten Bewerberinnen und Bewerber.“ Viele Jugendliche hätten das Handwerk „nicht auf dem Schirm“.

Die beliebtesten Berufe

Eine Ausnahme im Handwerk ist der Kfz-Mechatroniker, der sowohl in Niedersachsen als auch in Bremen der zweitbeliebteste Ausbildungsberuf ist. Noch beliebter: Kaufmann/-frau für Büromanagement. Auf den Plätzen drei, vier und fünf folgen Verkäufer, medizinische Fachangestellte und Kaufleute im Einzelhandel. Jede Vierte bewirbt sich auf einen dieser fünf Berufe.

Zwischen den Geschlechtern gibt es dabei weiter große Unterschiede bei der Berufswahl. Nach Angaben der niedersächsischen Handwerkskammern waren zuletzt mehr als 90 Prozent der angehenden Kfz-Mechatroniker männlich, fast zwei Drittel der Friseur-Azubis dagegen weiblich.

Alternativen zum Traumjob

BA-Landeschef Pfeiffer empfiehlt Arbeitgebern: „Geben Sie auch solchen Bewerberinnen und Bewerbern eine Chance, die auf den ersten Blick nicht optimal erscheinen.“ Aber auch für Schüler, die nach dem Abschluss noch keine Perspektive haben, hat er einen Tipp: „Holen Sie sich bei uns in der Berufsberatung Unterstützung und seien Sie offen für Alternativen.“ Denn: „Es gibt nicht nur die Klassiker, wie Kfz-Mechatroniker, Medizinische Fachangestellte oder Bürokauffrau, sondern eine riesengroße Auswahl spannender und moderner Berufe.“

Für diejenigen, die trotz vielfältiger Bemühungen keinen Ausbildungsplatz finden, gilt ab dem 1. August die sogenannte Ausbildungsgarantie. Arbeitsagenturen und Jobcenter sollen ihnen dann als Ultima Ratio eine außerbetriebliche Ausbildung anbieten. Das gilt etwa für junge Menschen, die in Regionen leben, in denen es zu wenige Ausbildungsplätze gibt.