Straßenblockaden Autofahrer treten Aktivisten der Letzten Generation
Seit Monaten machen Klima-Demonstranten mit Straßenblockaden auf ihre Belange aufmerksam. Bei Autofahrern sorgen die Aktionen zunehmend für Wut.
Berlin/Neuruppin - Bei erneuten Straßenblockaden der Klimagruppe Letzte Generation in Berlin sind Autofahrer gewaltsam gegen Aktivisten vorgegangen. Nach Angaben eines dpa-Fotografen zerrten sie am Freitagmorgen auf der A100 in Höhe der Abfahrt Kurfürstendamm an Protestierenden, schlugen auf diese ein und traten sie, um sie am Festkleben zu hindern. Insgesamt blockierten Klima-Demonstranten am Morgen an zwölf Standorten in Berlin den Verkehr, wie die Polizei mitteilte.
Unter anderem waren die stadteinwärts führenden Bundesstraßen betroffen. Auf der A100 waren vier Aktivisten auf der Straße und zwei an einem Auto festgeklebt, sie blockierten die linke und die rechte Fahrbahn, die mittlere Spur war frei. Die Polizei war vor Ort.
Auch am Donnerstag hatten Aktivisten der Letzten Generation an 14 Standorten in Berlin für stärkere Maßnahmen der Politik gegen den Klimawandel protestiert. Nach Angaben der Klimagruppe zielten die Blockaden am Feiertag (Christi Himmelfahrt) bewusst darauf ab, den Urlaubsverkehr aus der Stadt hinaus zu behindern.
„Es macht uns wahrlich keine Freude, von Autofahrern angeschrien und weggezerrt zu werden“, schrieb die Gruppe am Freitag auf Twitter. „Aber die Fahrlässigkeit der Regierung im Angesicht drohender Ernteausfälle, Kriege und sozialen Verwerfungen zwingt uns, auf die Straße zu gehen.“ Die Gruppe veröffentlichte mehrere Videomitschnitte von Straßenblockaden. Darauf war zu sehen, wie Polizistinen und Polizisten Demonstranten von der Straße wegtrugen. Eine andere Aufnahme zeigt, wie die Aktivisten von Autofahrern angeschrien und weggezerrt werden. Das Video werde geprüft, sagte ein Polizeisprecher.
Im benachbarten Brandenburg protestierten unterdessen Mitglieder der Gruppe vor dem Gebäude der Staatsanwaltschaft und des Landgerichts in Neuruppin gegen Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Dabei zeigten sich sechs Aktivisten nach Angaben der Gruppe an Stahlketten und wollten sich damit symbolisch der Behörde ausliefern.
Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt wegen des Anfangsverdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung sowie wegen Störung öffentlicher Betriebe. Hintergrund sind der Behörde zufolge unter anderem mehrere Attacken von Klimaaktivisten auf Anlagen der Raffinerie PCK Schwedt - dabei sei zum Teil die Ölzufuhr unterbrochen worden. Die Berliner Staatsanwaltschaft hält Ermittlungen gegen die Aktivisten wegen des Verdachtes der Bildung einer kriminellen Vereinigung bislang für nicht gerechtfertigt.
Sprecherin Lina Johnson begründete die Aktion gegen die Ermittlungen der Neuruppiner Staatsanwaltschaft: „Wir sind friedlich“, sagte sie. „Der Paragraf zur „kriminellen Vereinigung“ ist dazu da, schwere Verbrechen zu unterbinden, nicht friedlichen zivilen Ungehorsam, der die Regierung auffordert, sich an Recht und Gesetz zu halten.“ Zu den Werten der Gruppe gehört nach ihren Angaben Gewaltfreiheit.