Verkehr Bauarbeiten für U3-Verlängerung offiziell gestartet
Über neue U-Bahn-Linien wird in Berlin seit Jahrzehnten diskutiert. Konkret umgesetzt wurde nur wenig. Nun kommt ein neues Vorhaben in Gang.

Berlin - Die Bauarbeiten für die Verlängerung der U-Bahn-Linie 3 im Berliner Südwesten sind offiziell gestartet. Im Beisein des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) und anderer Senatsmitglieder drückte eine Maschine am bisherigen Endbahnhof Krumme Lanke eine erste Spundwand in den Boden. Sie gehört zu einer unterirdischen sogenannten Abstellanlage für Züge, die dort in Zukunft außerhalb der Betriebszeiten abgestellt werden.
Die Strecke der U3 wird im Stadtteil Zehlendorf vom U-Bahnhof Krumme Lanke bis zum S-Bahnhof Mexikoplatz verlängert, 2030 soll alles fertig sein. Der fragliche Abschnitt umfasst nur rund 800 Meter und wird unterirdisch unter der Argentinischen Allee verlaufen. Der neue U-Bahnhof entsteht südlich des Mexikoplatzes.
Lückenschluss solle Pendlern helfen
Bisher fahren zwischen der U-Bahnstation Krumme Lanke und dem S-Bahnhof Mexikoplatz Busse. Der Senat betrachtet die U-Bahn-Verlängerung als bedeutsam, weil eine Lücke im Bahnnetz des öffentlichen Personennahverkehrs mit vergleichsweise überschaubarem Aufwand geschlossen werden kann.
Prognosen gehen davon aus, dass pro Werktag 12.000 Fahrgäste die neue Strecke nutzen. Sie ist vor allem für Pendler aus Potsdam oder dem Berliner Südwesten interessant, die schnell in Zehlendorfer Stadtteile und weiter Richtung Dahlem und City West fahren wollen.
Bund soll Geld dazugeben
Die Kosten für das Vorhaben werden derzeit auf rund 103 Millionen Euro beziffert. Der Senat hofft, dass der Bund bis zu 75 Prozent davon übernimmt. Hinzu kommen nach Angaben der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) etwa 22 Millionen Euro für die Abstellanlage.
Dieser U-Bahn-Parkplatz ist im engeren Sinne nicht Teil der U3-Verlängerung, beide Vorhaben werden aber von Senat und BVG zusammen betrachtet. Er soll im kommenden Jahr fertig sein, dann beginnt der Bau der eigentlichen Strecke in offener Bauweise. Das heißt, der Tunnel wird nicht mittels eines Bohrers unterirdisch vorangetrieben. Vielmehr wird Erdreich zwischen Spundwänden bis zur Tunnelsohle ausgehoben, dann folgen Tunnelwände und -decke.
Erstes Neubauprojekt seit U5-Verlängerung
Derzeit umfasst das Berliner U-Bahn-Netz rund 150 Kilometer. Die U3-Verlängerung ist das erste Neubauprojekt seit der Verlängerung der U5 vom Alexanderplatz zum Hauptbahnhof, die im Dezember 2020 vollendet wurde.
Wegner verwies in einer Ansprache auf der Baustelle darauf, dass über U-Bahn-Verlängerungen in Berlin schon viel diskutiert worden sei. Nun werde gehandelt. „Wir sprechen nicht darüber, wie machen das gemeinsam mit der BVG.“ Der schwarz-rote Senat meine es ernst damit, das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) noch attraktiver zu machen.
Giffey wirbt für weitere U-Bahn-Verlängerungen
Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) sagte, die 800 Meter Verlängerung seien ein großer Schritt für das Streckennetz. „Dieser Lückenschluss ist nicht nur verkehrspolitisch sinnvoll, sondern auch von wirtschaftlicher Bedeutung.“ Eine bessere Anbindung bedeute mehr Wirtschaftskraft. Giffey warb dafür, auch andere Projekte wie die U7-Verlängerung zum Flughafen BER und der U8 ins Märkische Viertel voranzutreiben. Dafür könnten Mittel aus dem Sondervermögen des Bundes für Infrastruktur verwendet werden, meinte sie.
Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) wiederum wies darauf hin, dass die U3-Verlängerung bereits so ausgelegt sei, um die Strecke von der neuen Station Mexikoplatz gegebenenfalls weiter Richtung Süden zur sogenannten Stammbahn zu führen. Die Stammbahn ist eine historische, momentan stillgelegte Bahntrasse von Zehlendorf nach Potsdam, die die Deutsche Bahn AG womöglich in der nächsten Dekade wieder aktiviert.
Grüne wollen mehr, Bürgerinitiative will weniger
Die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Antje Kapek, forderte diese Ausweitung der U3-Verlängerung. Die Feierlichkeit zum Baubeginn zur zunächst geplanten Strecke bis zum Mexikoplatz kritisierte sie als Symbolpolitik, obschon das Projekt richtig sei. Noch lägen weder ein Planfeststellungsbeschluss noch eine Finanzierungszusage des Bundes vor.
Gut ein Dutzend Mitglieder einer Bürgerinitiative, vor allem Anwohner, protestierten am U-Bahnhof Krumme Lanke gegen die U3-Verlängerung. Sie fürchten nach eigenen Angaben eine Zerstörung des Gartendenkmals Mexikoplatz und bezweifeln den verkehrlichen Nutzen des Projekts. Laut BVG wird der Mexikoplatz in seiner ursprünglichen Form erhalten, weil der neue Bahnhof nicht auf dem Platz, sondern südlich davon entsteht.