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Katholische Kirche Betroffene ziehen vernichtende Bilanz im Missbrauchsskandal

Vor 15 Jahren wurden Missbrauchsfälle im Berliner Canisius-Kolleg öffentlich und damit der Skandal um die Vertuschung solcher Fälle in der katholischen Kirche. Wie steht es um die Aufarbeitung?

Von dpa 12.01.2025, 10:41
Vor 15 Jahren wurden Missbrauchsfälle im Berliner Canisius-Kolleg öffentlich. (Symbolbild)
Vor 15 Jahren wurden Missbrauchsfälle im Berliner Canisius-Kolleg öffentlich. (Symbolbild) Annette Riedl/dpa

Berlin - 15 Jahre nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche in Deutschland ziehen Betroffene eine vernichtende Bilanz der Aufarbeitung. „Man kann es nicht anders sagen: Die Aufklärung und Aufarbeitung dieses katholischen Missbrauchsskandals in Deutschland muss aus Sicht vieler Betroffenen als gescheitert angesehen werden“, heißt es in einem Schreiben der Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“ an die Abgeordneten des Bundestages, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. 

Darin werden Vorwürfe gegen Staat und Justiz erhoben: „Man hat uns, die Opfer, mit der Täterorganisation weitgehend allein gelassen.“ Der Vorsitzende der Initiative, Matthias Katsch, appelliert in dem Brief an die Parlamentarier, sich auf politischer Ebene für die Betroffenen einzusetzen, beispielsweise für einen Entschädigungsfonds. 

Missbrauchsskandal in Deutschland wurde 2010 bekannt

Vor 15 Jahren wurden Missbrauchsfälle im Berliner Canisius-Kolleg öffentlich und damit der Skandal um die systematische Vertuschung solcher Fälle in der katholischen Kirche in Deutschland. 2018 legte die katholische Kirche dann die sogenannte MHG-Studie vor, die Tausende Missbrauchsfälle auflistete, 1.670 mögliche Täter und 3.677 Kinder und Jugendliche als Opfer. Experten sind sich einig, dass das nur die Spitze des Eisbergs und die Dunkelziffer deutlich höher sein dürfte. 

„In der Folge wäre es notwendig und geboten gewesen, diese konkreten Fälle aufzuklären und dafür auf Bistumsebene und bei den Ordensgemeinschaften in allen vorhandenen Akten zu recherchieren sowie die Ergebnisse dieser Untersuchungen öffentlich zu machen. Nichts von dem ist geschehen“, schreibt der Vorsitzende der Betroffeneninitiative, Matthias Katsch, in dem Brief. 

„Art der "Aufarbeitung"“ für Betroffene „weitgehend nutzlos“

Stattdessen sei es den einzelnen Bischöfen überlassen, Studien und Gutachten in Auftrag zu geben, ohne dass es dafür verbindliche Standards gebe. „Diese Art von "Aufarbeitung" ist für die Betroffenen weitgehend nutzlos. Sie erfahren nichts über ihren Täter, nichts über ihren Tatort, über weitere Betroffene, es gibt keine Auseinandersetzung mit der Gewaltgeschichte in den betroffenen Einrichtungen, in denen die Täter ihr Unwesen treiben konnten“, heißt es in dem Schreiben. 

„Kein einziges Verfahren bei einer deutschen Staatsanwaltschaft, die nach 2018 angestrengt wurden, hat zu irgendeinem Ergebnis geführt. Kein einziger Bischof oder Ordensobere musste sich verantworten.“

Über die Gründe dafür, dass die Aufarbeitung gescheitert sei, könne man nur spekulieren, schreibt Katsch. Es sei aber wohl vor allem darum gegangen, „den finanziellen Schaden für die Kirche zu begrenzen“. Er betont: „Für die Opfer dieser Verbrechen ist es aber fatal. Denn diese warten noch immer auf eine angemessene Entschädigung.“ Viele Betroffene seien „müde und verzweifelt nach vielen Jahren des Hoffens, des Forderns, des Kämpfens um Aufklärung ihres Falls und für eine angemessene Entschädigung“. 

An diesem Dienstag ist das Thema Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche Thema in der Bundespressekonferenz.