„Handyparken“ Bezahlen per App: Wie digital wird das Parken?
Griff zum Handy statt Gang zum Automaten: Ein digitales Parkticket per App zu lösen, ist in vielen Städten Thüringens möglich. An Automaten wird fast überall trotzdem noch festgehalten.
Erfurt/Gera/Suhl/Eisenach - In den großen Thüringer Kommunen nutzen immer mehr Menschen Apps statt Parktickets. „Bis heute haben sich die Nutzeranteile kontinuierlich gesteigert und liegen an den umsatzstarken Standorten bei aktuell 46 Prozent“, sagte etwa Anja Schultz von der Erfurter Stadtverwaltung.
An weniger prominenten Stadtorten ist die Nutzungsrate niedriger, in Suhl und Jena etwa greift den Sprechern zufolge im Jahresmittel rund ein Viertel der Nutzer auf das sogenannte Handyparken zurück. In Eisenach werden die digitalen Parkscheine einer Sprecherin zufolge vor allem in den Tourismus-Monaten stärker genutzt. Grundsätzlich steigen die Zahlen aber fast überall merklich. In Gera soll es der Stadt zufolge ab Ende Januar die Möglichkeit geben, per App für das Parken zu zahlen.
Park-Automaten sollen bleiben - eine Stadt geht anderen Weg
Die Abschaffung der Automaten zugunsten der Zahlung per App ist bisher in keiner der befragten Kommunen geplant. Nach wie vor gebe es viele Nutzer, die nicht per App bezahlen könnten oder wollten, hieß es übereinstimmend. Vereinzelte Vorstöße in diese Richtung gibt es aber bereits: So würden in Eisenach an einigen Standorten sukzessive Automaten und die damit verbundenen Kosten eingespart, sagte Sprecherin Katja Schmidberger. Dadurch stiegen immer mehr Nutzer auf die App-Variante um.
Win-win-Situation für Kommunen
Aus Sicht der Kommunen liegen die Vorteile des Handyparkens auf der Hand: Es fallen demnach keine Kosten für die Anschaffung, das Aufstellen und den Unterhalt von Automaten an, auch Fahrten, um die Bargeldkassetten zu leeren, sind überflüssig. Bei Parkverstößen können elektronische Buchungen einfacher zugeordnet werden - und für Diebe sind die mit weniger Bargeld gefüllten Kassetten auch weniger attraktiv. Datenschutzrechtliche Vorgaben seien Sache der jeweiligen Anbieter, zusätzliche Kosten fielen für die Kommunen durch eine App in der Regel nicht an.
Wer zahlt die App-Gebühren
Etwas anders sieht das auf Anwenderseite aus: In den meisten Fällen wird für die App-Nutzung eine Gebühr erhoben, die die Nutzer tragen müssen. Wie hoch diese genau ausfällt, unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter. Laut ADAC können diese Kosten aber teils bis zu 25 Prozent des Parkpreises ausmachen. Am Ende könne sich dieser Zusatzbeitrag aber dennoch rechnen, hieß es aus den Kommunen. Denn anders als beim klassischen Automaten bezahle der Nutzer nur für die tatsächliche Parkzeit und könne das Ticket aus der Ferne verlängern oder frühzeitig abbrechen. Bei Langzeit-Parkern oder in Parkhäusern könnten die Tickets zudem nicht mehr verloren gehen.
Zig Apps zum Parken?
Ein weiteres Problem ist die Vielzahl der unterschiedlichen Anbieter mit jeweils eigenen Systemen. Das mache den Markt schwer überschaubar und habe zur Folge, dass beim Besuch unterschiedlicher Städte oft eine neue App auf dem Handy installiert werden müsse, hieß es vom ADAC. Doch auch hier ist Bewegung im Markt: Mittlerweile seien die Bezahlsysteme immer stärker standardisiert worden, so Schultz. In Erfurt werde inzwischen ein Anbieter genutzt, der sechs führende Park-Apps auf einer Plattform vereinige.
Der ADAC bewertet die Möglichkeit der Zahlung via Park-App als zusätzliche Leistung grundsätzlich positiv. Von den Verbrauchern würden nur selten Probleme gemeldet. Der oft beworbene Vorteil des unkomplizierten Bezahlens sei angesichts der Anbieter-Fülle aber besonders für Menschen, die in vielen unterschiedlichen Städten unterwegs seien, aber nur eingeschränkt gegeben.