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Jetzt neu: Generation Beta Boomer, Gen Z, Betas - Sinn und Unsinn der Alterskohorten

Es gab die legendären Boomer, gefolgt von der Generation X, dann kamen Y, Z und Alpha. Und jetzt? Erblickt seit Anfang 2025 die angebliche Generation Beta das Licht der Welt. Wie ausgefeilt ist das?

Von Christoph Driessen, dpa 27.01.2025, 08:00
Seit 1. Januar kommt die Generation Beta auf die Welt - so heißt es zumindest (Foto Archiv).
Seit 1. Januar kommt die Generation Beta auf die Welt - so heißt es zumindest (Foto Archiv). Marcel Kusch/dpa

Berlin - Seit dem 1. Januar dieses Jahres werden sie geboren - Angehörige der Generation Beta. So heißt es jedenfalls in englischsprachigen Medien, die sich wiederum auf Demografen und Soziologen berufen. Auch in Deutschland wird diese Einteilung vielfach übernommen. 

Die Betas sind demnach die nächste Alterskohorte bis etwa 2040. Ihre Vorgänger waren die Generationen Alpha und Z (oft Gen Z genannt). Aber wie seriös und sinnvoll sind solche Labels überhaupt?

„Es sind schon eher populärwissenschaftliche Kategorien“, sagt der Generationenforscher Rüdiger Maas, Autor des Buches „Konflikt der Generationen“. 

Der Soziologe und Jugendforscher Klaus Hurrelmann meint: „Die Einteilungen haben sich in Marketing und Werbung sehr stark eingebürgert, aber auch in der Wissenschaft.“ 

Boomer und Millennials

Ungefähr alle 15 Jahre tritt demnach eine neue Generation auf den Plan: Auf die zahlreichen und selbstbewussten Babyboomer folgte von 1965 bis 1979 die Generation X oder Generation Golf, geprägt von Zeiten hoher Arbeitslosigkeit. 

Dann kam die Generation Y, auch Millennials genannt, von 1980 bis 1994 oder auch je nach Einteilung bis Ende der 90er Jahre durchlaufend. Sie erlebte in ihrer prägenden Jugendphase erstmals nicht mehr den Ost-West-Konflikt, dafür aber die Terroranschläge vom 11. September 2001 und die Finanzkrise. 

Die von 1995 bis 2010 Geborenen wiederum gehören der Gen Z an, die in den letzten Jahren besonders häufig in den Schlagzeilen war - unter anderem deshalb, weil es ihr angeblich an guter deutscher Arbeitsmoral mangelt. 

Glaube an Generationen hat was von Sternzeichen

Natürlich haben die Einteilungen etwas Willkürliches - die Kinder, die seit dem 1. Januar geboren werden, unterscheiden sich nicht von denen, die Ende 2024 zur Welt kamen. „Das hat eher etwas von Sternzeichen“, meint Maas. 

Auch werden mitunter Phänomene mit einer bestimmten Altersgruppe in Verbindung gebracht, die für sie im Ganzen gar nicht kennzeichnend sind. Dazu zählt Maas etwa die Gleichsetzung der Gen Z mit Fridays for Future und Nachhaltigkeit. Eine Studie seines Instituts für Generationenforschung habe gezeigt, dass sich nur etwa 15 Prozent der Jungen damit identifiziert hätten. 

Kriege und technische Neuerungen prägen die Persönlichkeit

Unbestritten ist aber, dass es Generationenunterschiede gibt. Das zeigen schon ganz alltägliche Dinge: Die Älteren klingeln an Haustüren, anstatt eine WhatsApp-Nachricht zu schicken: „Stehe unten.“ Und sie telefonieren gern und häufig - statt Sprachnachrichten zu verschicken. 

„Die Kernidee von Alterskohorten ist einleuchtend“, sagt Hurrelmann im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Kriege, Umwälzungen, technische Neuerungen hinterlassen Spuren in der Persönlichkeit von Menschen, und das gilt insbesondere für das Jugendalter, wenn Menschen für ihr ganzes Leben geprägt werden. Natürlich ist jeder einzigartig, aber es lassen sich eben doch auch viele Gemeinsamkeiten feststellen.“ So seien diejenigen, die um 2020 in der Pubertät gewesen seien, sehr stark von der Corona-Pandemie geprägt worden. 

Heutige Teenager eine Generation Corona?

„Studien zeigen, dass das zu einer erheblichen Verunsicherung geführt hat. Man könnte geradezu von einer "Generation Corona" sprechen.“ Wobei man hier allerdings auch wieder beachten müsse, dass die Erfahrungen nicht für alle gleich gewesen seien: „Es spielt eine wahnsinnig große Rolle, ob ich die Corona-Pandemie in einem stabilen Elternhaus erlebt habe, wo die Eltern gut verdienten und auf Homeoffice umschalten konnten, oder ob ich Eltern hatte, die wirtschaftliche Probleme hatten und dadurch richtig ins Schleudern gekommen sind. Und diese Unterschiede werden durch die klischeehafte Einteilung in Generationen leicht überdeckt.“ 

Was die sogenannte Generation Beta erleben wird

Maas meint: „Man kann immer dann von einer neuen Generation sprechen, wenn sich die Lebensumstände spürbar ändern.“ Die berühmte Gen Z - geboren von etwa 1995 bis 2010 - ist zum Beispiel die erste Generation, die ganz selbstverständlich mit Social Media und Cyberraum aufgewachsen ist. Die Folgen dieser Entwicklung lassen sich wohl kaum überschätzen. 

„Angehörige der Generation Z fassen ihr Smartphone etwa 4000- bis 5000-mal am Tag an und entsperren es mehrere Hunderte Mal“, sagt Maas. „Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass noch nie in der Geschichte der Menschheit ein Gegenstand so oft angefasst und genutzt worden ist.“

Für diejenigen, die seit 1. Januar den Stempel „Generation Beta“ aufgedrückt bekommen, erwartet Maas, dass sie in noch stärkerem Maße digitalisiert und vor allem auch von Künstlicher Intelligenz (KI) beeinflusst sein werden. „In der Mehrheit werden sie in Jobs arbeiten, die es heute noch gar nicht gibt. Sie werden auf einen Arbeitsmarkt stoßen, auf dem es für sie keine Erfahrungswerte gibt, niemanden, der sie einarbeiten kann - weil sie die Ersten sind.“ 

Eine Welt auch, in der es immer schwieriger wird zu wissen, welchen Daten man vertrauen kann. Was stimmt wirklich, was ist KI-generiert und was nicht? Maas ist überzeugt: „Die Lebenswirklichkeit der heutigen Babys wird durch KI also nicht einfacher und bequemer, sondern noch wesentlich komplexer und herausfordernder.“ 

Hurrelmann glaubt, dass man über die Generation Beta noch nicht viel Gesichertes sagen könne - bis auf eines: Es wird aller Voraussicht nach eine sehr kleine Generation, denn die Geburtenzahlen sinken gerade ab. „Schon bei der jetzigen Bundestagswahl sind 60 Prozent der Wahlberechtigten 50 Jahre oder älter. Die Generation Beta wird nichts daran ändern.“