Finanzen Bühnenverein schlägt Alarm – Theatern droht Insolvenz
Nicht wenige Theater und Orchester schauen mit Sorge auf das Jahr 2025. Vielerorts fehlt Geld - einige befürchten gar eine Insolvenz.
Plauen/Zwickau - Auf die 28 Theater in Sachsen könnte ein schweres Jahr zukommen. „Die finanzielle Situation ist sehr ernst, besonders für einige Häuser im ländlichen Raum“, sagt Lutz Hillmann, Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen des Deutschen Bühnenvereins. Bleibe die Unterstützung in Form von Finanzierungshilfen vom Land und den Kommunen im nächsten Jahr aus, seien einige Theater „akut von Insolvenz bedroht“. Besonders die hohen Personalkosten durch Tariferhöhungen würden in den Häusern teils für hohe Defizite sorgen.
„Ganz eklatant“ sei die Situation aktuell am Theater Plauen-Zwickau, ergänzt Hillmann. „Aber sie sind bei weitem kein Einzelfall.“ In dem westsächsischen Theaterbetrieb könnte im nächsten Jahr ein Defizit von rund 3,3 Millionen Euro in den Kassen klaffen, sagt Sandra Kaiser, Geschäftsführerin des Theaters Plauen-Zwickau. „Sollte finanzielle Unterstützung ausbleiben, müssten wir Ende 2025 Insolvenz anmelden.“
Über 100 Millionen Euro pro Jahr vom Land
Die Lage der sächsischen Theater und einiger Orchester befinde sich besonders durch die unklare Regierungssituation ohne beschlossenen neuen Haushalt „noch völlig im Trüben“, beschreibt es Landesverbandschef Hillmann. Außerdem sollte das Kulturraumgesetz neu erarbeitet werden – und in geänderter Form 2026 wieder in Kraft treten. „Auch da hängt zurzeit alles in der Luft.“ Die über das Gesetz laufende Förderquote für Theater liege zwischen 20 und 30 Prozent, deutlich niedriger als in anderen Bundesländern, „und nicht mehr ausreichend“. Mit rund 106 Millionen Euro pro Jahr unterstützt das Land über das Kulturraumgesetz die Kommunen.
Auch die weitere Auszahlung bisher geschnürter Hilfspakete sei ab nächstem Jahr unklar, so Hillmann. „Angesichts der überall klammen Kassen macht sich unter den Theaterbetrieben eine gewisse Unruhe breit.“ Mit 4,6 Millionen Euro unterstützte der Freistaat in den vergangenen beiden Jahren über ein Hilfspaket die Theater und Orchester in Sachsen, um das kulturelle Angebot in den schwierigen Zeiten zu sichern.
Neben den Problemen im Theater Plauen-Zwickau machten auch die Sächsische Bläserphilharmonie in Bad Lausick und das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau Sorgen, zählt Verbandschef Hillmann auf. „In diesem Jahr konnten sie noch einmal gerettet werden.“ Das Freiberger Theater in Mittelsachsen habe nur über ein kompliziertes Finanzabkommen der Kommunen vorerst vor der Schließung bewahrt werden können. Beim Festspielhaus Hellerau gingen die Streichungen durch alle Bereiche und Sparten.
Vorsichtige Planung
Mit einer Unterschriftenaktion und aktuell 3.300 Unterstützern versucht das Eduard-von-Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz angesichts der unsicheren öffentlichen Haushaltslagen auf sich aufmerksam zu machen. „Wir sind der größte Arbeitgeber im Bereich Kultur im Erzgebirge“, sagt Moritz Gogg, Intendant der Erzgebirgische Theater- und Orchester GmbH. 150 Mitarbeiter aus 18 Nationen seien hier beschäftigt. Der Haustarifvertrag mit dem Orchester läuft Ende Januar 2025 aus.
„Wir sind seit über 20 Jahren nicht ausreichend finanziert. Für das nächste Jahr planen wir sehr vorsichtig.“ Deshalb würden einige Stellen im Theaterbetrieb vorerst nicht nachbesetzt, und es gebe im Herbst 2025 eine Neuproduktion weniger. „Erst wenn im nächsten Jahr das beantragte Geld in voller Höhe tatsächlich kommt, atmen wir auf“, so Gogg.