1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Heimniederlage: Bundesliga-Abstieg: Turbine Potsdam vor ungewisser Zukunft

Heimniederlage Bundesliga-Abstieg: Turbine Potsdam vor ungewisser Zukunft

Turbine Potsdam steigt aus der Frauen-Bundesliga ab und steht vor einer ungewissen Zukunft. Der Traditionsverein kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten und muss nun einen Neustart wagen.

Von Jessica Lichetzki, dpa 13.05.2023, 15:03
Das Team von Turbine Potsdam steht im Kreis zusammen.
Das Team von Turbine Potsdam steht im Kreis zusammen. Andreas Gora/dpa/Archivbild

Potsdam - Bei aller Enttäuschung über den Bundesliga-Abstieg wollten Trainer Dirk Heinrichs und Kapitänin Jennifer Cramer den Blick für die Realität nicht verlieren. Die Zukunft der Fußballerinnen von Turbine Potsdam ist ohnehin kompliziert genug. „Wir müssen uns jetzt auf das konzentrieren, was vor uns liegt und uns auf die verbleibenden Spiele fokussieren“, sagte Turbine-Trainer Dirk Heinrichs nach dem 1:5 gegen Bayer Leverkusen. Das sportliche Schicksal der einst als Europas „Torbinen“ und Königsklassen-Siegerinnen gefeierten Brandenburgerinnen war durch die klare Niederlage am Samstag besiegelt. 

Alle Tradition und Meriten der Vergangenheit halfen in einer verkorksten Saison nichts. Potsdam ist im Frauen-Fußball nur noch zweitklassig und ob die Rückkehr nach oben zeitnah gelingt, scheint derzeit sehr fraglich. „Meine Mädels sind jetzt leer. Sie haben alles versucht", betonte Heinrichs. Ein solcher Abstiegskampf sei „brutal“.

Cramer, Ex-Nationalspielerin und Europameisterin 2013, blickte bei ihrem Erklärungsversuch auf die ganze Saison. Der Niedergang war konstant, schleichend. „Das haben wir ein bisschen in der Hinrunde verspielt, wo drumherum viel Unruhe war, wo sehr viele Sachen nicht ganz so zusammengepasst haben“, sagte die 30-Jährige der Zeitung „Der Tagesspiegel“.

Die Zukunft der Brandenburgerinnen sieht düster aus, denn der Abstieg aus der Bundesliga bedeutet auch massive finanzielle Einbußen. Die ökonomische Situation des Vereins ist angespannt. Im Vergleich zu Konkurrenten, die auch in der Männer-Bundesliga spielen, stehen bei Turbine weniger Mittel zur Verfügung. 

Der Verein will zu den Plänen und Perspektiven demnächst Stellung beziehen. Die Spielerinnen werden sich in der kommenden Saison in der zweiten Liga beweisen müssen und einen Neuaufbau starten. Wer bleibt, wer geht? Vieles ist offen.  Man werde Zeit brauchen, um die Köpfe nach einer schwierigen Saison wieder freizubekommen, fürchtet Heinrichs.

Für den Traditionsverein bleiben noch zwei Spiele gegen Eintracht Frankfurt (21. Mai) und Bayern München (28. Mai), um sich aus der höchsten deutschen Frauen-Spielklasse zu verabschieden. „Dann ist es hoffentlich auch vorbei“, sagte Heinrichs mit Blick auf die schwierige Situation des Vereins.

Leverkusen-Trainer Robert de Pauw zeigte viel Verständnis für die Turbine-Spielerinnen: „Ich verstehe auch die Spieler, die oft auf dem Platz stehen und das Gefühl haben, dass sie nicht nach vorn kommen“, sagte de Pauw. Der Trainer erlebte selbst einen Abstieg mit seiner Mannschaft und wisse daher, dass es möglich ist, sich aus schwierigen Situationen zu befreien. „Es sind auch Vereine zurückgekommen. Ich hoffe, dass das passiert", betonte de Pauw.

Seit der Gründung des Vereins im Jahr 1971 hat Turbine Potsdam eine bemerkenswerte Geschichte im deutschen Frauenfußball geschrieben - mit zahlreichen nationalen und internationalen Erfolgen. Herausragend war der Gewinn des UEFA Women's Cup im Jahr 2005 sowie der Gewinn der Champions League im Jahr 2010, als Turbine im Elfmeterschießen gegen Olympique Lyon dramatisch gewann.