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Verkehrsunfall Crash mit sieben Toten: Mann seit Jahren ohne Führerschein

Nach dem Tod von sieben Menschen bei einem Verkehrsunfall kommt heraus, dass der mutmaßliche Verursacher seinen Führerschein schon vor mehreren Jahren verloren hat. Aber saß er auch betrunken am Steuer?

Von Annett Gehler, dpa Aktualisiert: 03.04.2023, 16:25
Rettungskräfte stehen auf der B247 bei Bad Langensalza.
Rettungskräfte stehen auf der B247 bei Bad Langensalza. Silvio Dietzel/dpa-Zentralbild/dpa

Bad Langensalza - Die Bilder von den ausgebrannten, völlig zerstörten Autowracks und die Nachricht von sieben Toten in Thüringen schockieren noch immer. Viele Fragen waren auch am Montag - zwei Tage nach dem schlimmen Unfall auf der Bundesstraße 247 in Bad Langensalza - weiter offen, sicher ist jedoch: Der Mann, der für den verheerenden Crash verantwortlich sein soll, hat bereits seit 16 Jahren keinen Führerschein mehr. Der 45-Jährige, der den Unfall am Samstag selbst schwer verletzt überlebte, besitzt bereits seit 2007 keine Fahrerlaubnis mehr, wie eine Polizeisprecherin am Montag bestätigte. Zuvor hatte die „Bild“ darüber berichtet.

Zu den Gründen, weshalb der Mann seinen Führerschein verlor, äußerte sich die Polizeisprecherin nicht. Auch zu seinem möglichen Alkoholkonsum wurden noch keine Angaben gemacht. Das Ergebnis der Blutentnahme lag zu Wochenbeginn noch nicht vor. Der mutmaßliche Unfallverursacher konnte noch nicht vernommen werden. Er liegt mit zwei anderen Schwerverletzten weiter im Krankenhaus.

Der 45-Jährige war am frühen Samstagabend auf der Ortsumfahrung von Bad Langensalza in einer langgezogenen Kurve mit dem Auto in den Gegenverkehr geraten und dort mit zwei anderen Wagen zusammengestoßen. Diese gingen sofort in Flammen auf und brannten aus. Für fünf junge Menschen - drei Männer und zwei Frauen im Alter von 19 Jahren - sowie einen 60 Jahre alten Fahrer kam jede Hilfe zu spät. Sie verbrannten in ihren Fahrzeugen. Auch ein 44 Jahre alter Insasse in dem unfallverursachenden Auto überlebte den Crash nicht.

Alle Unfallopfer kommen aus Thüringen. Für die Opfer, deren Familien sowie für die Einsatzkräfte und alle Trauernde gibt es an diesem Mittwoch eine Gedenkandacht in der Divi-Blasii-Kirche in Mühlhausen. Dazu wird auch der evangelische Landesbischof Friedrich Kramer erwartet.

Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts. Dabei werde Hinweisen von mehreren Zeugen nachgegangen, sagte die Polizeisprecherin. Das Gutachten eines Sachverständigen stehe noch aus. Dieser habe Spuren vor Ort gesichert und müsse nun die ausgebrannten Fahrzeuge begutachten. Teil der Ermittlungen ist auch, wieso die Autos sofort Feuer fingen.

Nach Informationen der „Ostthüringer Zeitung“ geht die Polizei auch einem Hinweis nach, wonach sich die drei Männer in dem unfallverursachenden Auto vor dem verheerenden Zusammenstoß betrunken haben könnten. Es habe sich ein Zeuge gemeldet, der ausgesagt habe, er habe auf einem Supermarkt-Parkplatz wenige Kilometer vom Unfallort entfernt drei Personen gesehen, die harten Alkohol getrunken hätten und dann weggefahren seien. Die Beschreibung der Männer vom Parkplatz soll auf die im Unfallfahrzeug passen. Die Polizei wollte sich dazu zunächst nicht äußern.

Indes forderte die Deutsche Polizeigewerkschaft Thüringen ein härteres Durchgreifen bei Fahrten ohne Fahrerlaubnis. Fahrern, die sich ohne gültige Fahrerlaubnis hinters Lenkrad setzten, sollte das Auto „ohne Wenn und Aber“ entzogen werden, forderte der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft, Dirk Weidenbach. Die Fahrzeuge sollten dann entschädigungslos für den Eigentümer verwertet werden und der daraus resultierende Erlös einer gemeinnützigen Stiftung für Unfallopfer zugute kommen. „Das Fahrzeug sicherzustellen und in polizeiliche Verwahrung zu nehmen wäre ein hilfreiches Mittel und wohl auch abschreckend für Fahrten ohne Fahrerlaubnis“, sagte Weidenbach. Es werde sich wohl erst etwas ändern, wenn auch materielle sowie finanzielle Konsequenzen zu befürchten seien.

Die Thüringer CDU-Landtagsfraktion kündigte an, den schweren Unfall auf die Tagesordnung des nächsten Innenausschusses zu setzen. Dabei müsse es nicht nur um das Fahrverhalten und mögliche Fehler gehen, sondern auch um den Zustand des Unglücksfahrzeugs und der Infrastruktur.

Nachdem die Bundesstraße 247 mehr als einen Tag lang gesperrt blieb, wurde sie am Sonntagabend wieder für den Verkehr freigegeben. Allerdings wurde die Höchstgeschwindigkeit vor der Unfallstelle von Tempo 100 schrittweise auf 70 und dann 50 Stundenkilometer herabgesetzt, wie die Polizeisprecherin sagte.

Für die Angehörigen sowie eingesetzten Rettungskräfte und Polizisten stehen weiterhin Kriseninterventionsteams bereit. „Ein tödlicher Unfall von diesem Ausmaß lässt sich schwer in Worte fassen“, sagte der Einsatzleiter und Stadtbrandmeister von Bad Langensalza, Steven Dierbach. 19 Feuerwehrleute waren neben Rettungsdienst und Polizei im Einsatz. „Die Einsatzkräfte wollen Menschenleben retten. Das Schlimmste war, das sie für sieben Leute nichts mehr tun konnten.“