Darmkrebsmonat März Darmkrebsfrüherkennung für Ältere in Thüringen wenig genutzt
Der März steht in Deutschland im Zeichen der Darmkrebsvorsorge. Mediziner, Fachgesellschaften und Krankenkassen machen auf die Vorteile der Früherkennung und die Situation von Erkrankten aufmerksam.

Weimar - Die Zurückhaltung vieler Menschen in Thüringen bei Untersuchungen zur Früherkennung von Darmkrebs bereitet Krankenkassen und Medizinern Sorge. Nach Daten von Kassenärztlicher Vereinigung (KV) und Krankenkassen nutzt nur eine Minderheit der Anspruchsberechtigten die Möglichkeit zur Darmspiegelung (Koloskopie), bei der mögliche Krebsvorstufen entdeckt und auch direkt entfernt werden können.
Das führe dazu, dass bei Erkrankten der Krebs bei der Erstdiagnose häufig schon fortgeschritten sei, sagte der Chirurg Hennig Mothes, Leiter des Darmzentrums am Sophien- und Hufelandklinikum Weimar, der Deutschen Presse-Agentur.
Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten in Deutschland. In Thüringen bewegt sich die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen nach Daten des Landeskrebsregisters zwischen 1.500 und 1.800, wobei die Rückgänge mit der Corona-Pandemie im Zusammenhang stehen. In der Pandemie hatten viele Menschen Abstand von der Krebsfrüherkennung genommen. Die Phase danach ist noch nicht komplett ausgewertet.
Die Früherkennungsangebote richten sich an Menschen über 50 Jahre. Während sich 2019 knapp 14.300 Menschen in Thüringen einer Darmspiegelung unterzogen, waren es 2023 noch rund 12.580, geht aus KV-Abrechnungsdaten hervor. Die Zahlen beziehen sich auf Männer ab 50 und auf Frauen ab 55 Jahren. Bei der Krankenkasse Barmer etwa liegt der Anteil der Versicherten dieser Altersgruppe, die eine Darmspiegelung in den vergangenen Jahren in Anspruch genommen haben, nach Angaben eines Sprechers bei 1,5 Prozent.
Scheu vor Untersuchung ist groß
Chirurg Mothes sieht vor allem zwei Ursachen für die niedrigen Teilnahmeraten. „Die allergrößte Rolle spielt die Scheu, sich einer solchen Untersuchung zu unterziehen“, sagte er. Andererseits gebe es nur eine eingeschränkte Zahl von Arztpraxen, die diese Leistung anböten – und entsprechend Engpässe bei Terminen. Ambulante Darmspiegelungen sind in der Regel Sache spezialisierter Facharztpraxen. In Thüringen bewegte sich die Zahl der Ärzte, die die Untersuchung vornehmen, zuletzt zwischen 53 und 58.
Neuregelung der Früherkennung ab April
Im April tritt eine Neuregelung bei der Darmkrebsfrüherkennung in Kraft, dann haben sowohl Frauen als auch Männer ab 50 Jahren Anspruch auf eine Koloskopie. Frauen war das bisher erst ab 55 Jahren möglich. Alternativ können ab 50-jährige Frauen und Männer alle zwei Jahre die Früherkennung per Stuhlprobe vornehmen, dabei wird die Probe auf verstecktes Blut als mögliches Krebsanzeichen untersucht. Die Zahl dieser Tests war in Thüringen laut KV von 118.800 im Jahr 2019 auf 99.800 im Jahr 2023 zurückgegangen.