Schiffbau Disney-Kreuzfahrtschiff in Wismar wird ausgedockt
Als „Global One“ begonnen, als „Disney Adventure“ beendet: In Wismar steht der Bau eines riesigen Kreuzfahrtschiffes kurz vor dem Ende. Sieben Jahre dauerte die Fertigstellung - in turbulenten Zeiten.

Wismar - Nach mehrjähriger Bauzeit, unterbrochen durch die Insolvenz der MV-Werften-Gruppe Anfang 2022, wird nun eines der weltweit größten Kreuzfahrtschiffe in Wismar zu Wasser gelassen. Am Donnerstag begannen die Vorbereitungen für Ausdockung des etwa 340 Meter langen Schiffes, das im Trockendock zusammengesetzt wurde. Am Nachmittag öffnete sich das Hallentor und gab erstmals den Blick auf den Kreuzliner frei: Vom Bug grüßt Micky Maus, wie Bilder zeigten.
Unter dem Namen „Disney Adventure“ soll das Schiff für die US-Reederei Disney Cruise Line künftig fahren. Heimathafen wird früheren Angaben zufolge zunächst bis 2030 Singapur. Voraussichtlich am Samstag soll das Schiff, das Platz für etwa 6.000 Gäste bietet, ausgedockt werden und für abschließende Arbeiten am Werft-Kai festmachen.
Corona bremste Auftraggeber und Werft aus
Auftraggeber war ursprünglich Genting Hongkong, ein asiatischer Multikonzern, der insbesondere im Tourismus und im Glücksspiel aktiv war und in Mecklenburg-Vorpommern neue Schiffe für die auch in Asien boomende Kreuzschiffahrt bauen lassen wollte. Dafür hatte das Unternehmen 2016 die drei MV-Werften in Wismar, Rostock und Stralsund für etwa 230 Millionen Euro gekauft und ausgebaut. Baustart für die „Global One“ (später „Global Dream“) war im März 2018 in Rostock, die Endmontage begann 2019 in Wismar.
Durch die starken Reisebeschränkungen während der Corona-Krise geriet der Mutterkonzern Genting in finanzielle Schieflage und ging schließlich - wie auch die Werften - insolvent. Zur Insolvenzmasse gehörte das Schiff in Wismar, das eigentlich den Beginn einer ganzen Serie von Genting-Kreuzfahrtschiffen der sogenannten „Global“-Klasse bilden sollte.
Geplant war, dass die „Global One“ schon 2021 ihren Dienst aufnimmt und mit bis zu 9.500 Passagieren und 2.000 Bediensteten an Bord regelmäßig im asiatischen Raum in See sticht. Die Baukosten, die zum Teil auch mit Kreditbürgschaften von Land und Bund besichert waren, wurden mit mehr als einer Milliarde Euro angegeben.
Disney übernahm Schiffsrohbau
Der neue Eigner übernahm das zu etwa drei Vierteln fertige Schiff Ende 2022 aus der Konkursmasse für einen Bruchteil dieser Summe. Unbestätigten Informationen zufolge zahlte Disney 40 Millionen Euro, investierte aber ein Vielfaches in den Umbau. Genauere Angaben dazu gab es nicht.
Diese Arbeiten übernahm die im Kreuzschifffahrtsbau versierte Meyer-Werft aus dem niedersächsischen Papenburg, die dafür Schiffbauer der MV-Werften einstellte und so vor der Arbeitslosigkeit bewahrte. Zwischen 400 und 600 Werftarbeiter sollen davon profitiert haben. Hinzu kamen mehrere Hundert Mitarbeiter von Dienstleistern und Zulieferern.
Viele der Werftarbeiter sollen künftig beim Bau von Militärschiffen in Wismar eine neue Beschäftigung finden. Mitte 2022 hatte das Kieler Rüstungsunternehmen Thyssenkrupp-Marine-Systems (TKMS) die Werft übernommen und so seine Produktionskapazitäten erweitert. Der Schiff- und U-Boot-Bauer bereitet derzeit erforderliche Umbauten in Wismar vor.