Wissenschaft Eichenprozessionsspinner: Falter mit giftigen Häarchen
Seit einigen Jahren taucht der Eichenprozessionsspinner auch in Niedersachsen auf. Weil die Raupen gefährlich für Menschen sein können, gehen die Verwaltungen vor allem in belebten Gebieten schnell gegen die Tiere vor - mit unterschiedlichen Methoden.
Braunschweig - Der Eichenprozessionsspinner wird in diesen Tagen auch in Niedersachsen wieder bekämpft. Vor allem in Städten werden die Raupen mit giftigen Haaren und deren Nester nach der Entdeckung oft schnell von den Bäumen abgesaugt. In Nordhorn und Braunschweig laufen solche Maßnahmen derzeit, wie die Verwaltungen mitteilten. Im Landkreis Lüneburg ist man vom Einsatz von Nematoden - kleinen Fadenwürmern - überzeugt. Sie werden auf die Baumkronen aufgetragen und wirken speziell gegen die Tiere.
Der Einsatz habe sich im letzten Jahr bewährt, wurde Jens-Michael Seegers, Leiter des Betriebes Straßenbau- und Unterhaltung, in einer Landkreis-Mitteilung zitiert. „Über 90 Prozent der Population der Eichenprozessionsspinner konnten wir mit diesem natürlichen Mittel wirksam bekämpfen“, sagte er. Mit Blick in die Wälder melden auch die Niedersächsischen Landesforsten (NLF), dass sich die Raupen weiter ausbreiten. Es müsse davon ausgegangen werden, dass sie latent in allen Wäldern mit nennenswerten Eichenanteilen vorkommen.
Beim Eichenprozessionsspinner handelt es sich nach einer Beschreibung der Landesforsten um einen unscheinbaren nachtaktiven Falter. Die zunehmende Klimaerwärmung habe die flächendeckende Ausbreitung begünstigt, so dass er in manchen Bundesländern in den vergangenen Jahren massenhaft vermehrt auftrete. Nach heißen Sommern und milden Wintern sei seit 2003 eine verstärkte Ausbreitung in Niedersachsen zu beobachten, hieß es von den Waldexperten.
Das Gesundheitsministerium Niedersachsen verweist im Internet darauf, dass die Schmetterlingsart nicht nur ein Forstschädling sei, er stelle auch eine gesundheitliche Gefahr für die Bevölkerung dar. Die feinen Brennhaare der Raupe enthalten ein Gift, das beim Menschen zu Reaktionen wie Hautirritationen, starkem Juckreiz, Pusteln, Atembeschwerden und Augenreizungen führen können.
Für die Stadt Braunschweig seien bereits seit der dritten Mai-Woche Teams gegen die Raupen unterwegs. „Wir gehen davon aus, dass dies noch einige Wochen andauern wird“, sagte Dirk Klotz, Gartenbautechniker bei der Stadt. Die Schwerpunkte bei der Bekämpfung liegen ihm zufolge eindeutig auf den Parkanlagen.
In Bereichen von Schulen, Kitas und etwa Kliniken werden aufgefundene Raupennester möglichst innerhalb von 24 Stunden entfernt, in Wohngebieten soll die Entfernung der Nester innerhalb von 48 Stunden geschehen. Wenn es richtig voll an Bäumen sei, werde in Braunschweig zusätzlich die Heißschaummethode verwendet, sagte Gartenbautechniker Klotz. Durch die Hitze werden Tiere unschädlich gemacht.
Wer Kontakt nicht mehr vermeiden konnte, sollte nach Empfehlung des Landesgesundheitsamtes sofort die Kleidung wechseln und mit Haarwäsche duschen. Die Sachen sollten bei 60 Grad mit viel Wasser gewaschen werden, um das Nesselgift der Raupenhaare zu vernichten. In schweren Fällen kann sich ein allergischer Schock entwickeln, so dass Betroffenen häufig auch ein Arztbesuch empfohlen wird.
Die Stadt Delmenhorst verwies jüngst in einer Mitteilung zum Eichenprozessionsspinner, dass für die Bekämpfung eines befallenen Grundstücks der jeweilige Grundstückseigentümer zuständig sei. Die entsprechenden Maßnahmen sollten aber ausschließlich Fachfirmen übernehmen, die auf die Schädlingsbekämpfung mit mechanischer Entfernung spezialisiert seien.