Unterbringung Geflüchteter Ein Modell für das Land? Flüchtlingsunterkunft in Friesland
In einer Ferienanlage im friesischen Wangerland kamen zwei Jahre lang Geflüchtete unter. Nun endet die Aufnahme. Die Verantwortlichen sehen in der Unterkunft ein Positivbeispiel für ein Miteinander.

Wangerland - Weniger geflüchteten Menschen suchen in Niedersachsen Schutz - dennoch bleibt die Suche nach geeignetem Wohnraum für die Unterbringung von Flüchtlingen für das Land schwierig. Eine Notunterkunft im friesischen Wangerland ist aus Sicht des Landes ein vorbildliches Beispiel, wie eine Flüchtlingsunterbringung gelingen kann.
Im Dorf Hohenkirchen sei es gelungen, durch runde Tische, das Engagement von Ehrenamtlichen und Vereinen, durch viele Gespräche und Konzepte Akzeptanz in der Bevölkerung zu schaffen, sagte Klaus Dierker, Leiter der Landesaufnahmebehörde. „Ich würde mir wünschen, dass hier eine gewisse Signalwirkung ausgeht ins Land.“ Oft gebe es viele Vorbehalte gegen die Unterbringung von geflüchteten Menschen.
In der Freizeit- und Ferienanlage „Dorf Wangerland“ in Hohenkirchen waren in den vergangenen zwei Jahren in der Spitze bis zu 450 Geflüchtete untergebracht, darunter Familien, Kinder und Alleinreisende. Nun läuft der Nutzungsvertrag für die Einrichtung wie geplant aus, sie ergänzte als Notunterkunft die regulären Aufnahmeeinrichtungen des Landes. Die Gemeinde Wangerland im Landkreis Friesland hat insgesamt fast 10.000 Einwohner.
Landrat: Transparenz schafft Akzeptanz
„Es gab große Bedenken anfangs aus der Bürgerschaft, weil man gar nicht wusste, was kommt auf uns zu“, sagte Landesaufnahmebehörden-Chef Dierker. Vorbehalte müssten ernst genommen und die Bevölkerung mitgenommen werden. Das sei im Wangerland passiert. „Wir haben nur dann eine Chance, wenn wir sehr transparent damit umgehen“, sagte auch Frieslands Landrat Sven Ambrosy (SPD). Und es müssten Zusagen eingehalten werden.
Daher komme es nun dazu, dass die Notunterkunft vertragsgemäß schließe - auch wenn sich die Gemeinde einen Weiterbetrieb hätte vorstellen können. Nach einer Renovierung sollen in der Anlage wieder Feriengäste unterkommen.
Für die Landesaufnahmebehörde sei es landesweit nach wie vor schwer, passende Notunterkünfte wie im Wangerland zu finden, sagte Dierker. Neben den geeigneten Objekten mit Platz für 400 bis 600 Menschen brauche es auch die Unterstützung vor Ort. „Dann versuchen wir Kommunalpolitik und Bürgerinnen und Bürger an einen Tisch zu bekommen, damit wir die Zustimmung bekommen. Da wird es dann schwierig, weil die Vorbehalte halt groß sind“, sagte Dierker. Oft seien es Aussagen Einzelner, die andere Anwohner weiter verunsicherten. Das zu überwinden sei sehr schwierig.
Schwierige Suche nach Wohnraum
Niedersachsen will die Plätze für die Unterbringung und Aufnahme von Geflüchteten dauerhaft erhöhen - von ursprünglich 5.000 auf 7.500 Plätze. Dafür sollen neue Standorte entstehen und bestehende erweitert werden.
Aktuell gibt es in den regulären Aufnahmeeinrichtungen in Bramsche, Braunschweig, Celle, Friedland, Oldenburg und Osnabrück rund 4.100 Plätze. Ohne die Unterkunft im Wangerland stehen zudem noch vier Notunterkünfte in Bad Bodenteich, Garbsen, Bad Sachsa sowie die Messehalle in Hannover mit zusammen rund 3.600 Plätzen zur Verfügung. Alle Standorte zusammen waren zuletzt nach Angaben der Landesaufnahmebehörde zu etwa 73 Prozent belegt.
„Wir müssen schauen, wie entwickeln sich die Flüchtlingszahlen weiter“, sagte Dierker. Das sei schwierig zu prognostizieren. Zuletzt wurden nach seinen Angaben zwischen 250 und 350 Schutzsuchende pro Woche in Niedersachsen aufgenommen. Zum Vergleich: 2023 waren es zeitweise bis zu 1.500 Menschen.