Atomkraft Erörterung zur Brennelementfabrik - Erweiterung umstritten
In Lingen sollen künftig Brennelemente für einen russischen Reaktortyp gefertigt werden. Atomkraftgegner haben Einwände, auch der niedersächsische Umweltminister ist kritisch.
Lingen - Die geplante Zusammenarbeit des französischen Atomkonzerns Framatome mit dem russischen Staatsunternehmen Rosatom auf dem Gelände der Brennelementfabrik in Lingen ist hochumstritten. Anfang des Jahres wurden rund 11.000 Einwendungen gegen das Vorhaben von Bürgerinnen und Bürgern aus ganz Deutschland vorgebracht. Vom kommenden Mittwoch an sollen Argumente zwischen Kritikern und dem Unternehmen, der Advanced Nuclear Fuels (ANF), einem Framatome-Tochterunternehmen, bei einem Erörterungstermin ausgetauscht werden.
Gefahr russischer Spionage?
Teilnehmen werden seitens der Einwender vor allem Vertreterinnen und Vertreter der großen Umweltschutzorganisationen, sagte der Vertreter des Lingener Bündnisses AgiEL (Atomkraftgegner und -Gegnerinnen im Emsland), Alexander Vent. Atomkraftgegner führen vor allem die Gefahr von russischer Spionage als Ablehnungsgrund an, aber auch den Wunsch, dass die Brennelementfabrik komplett schließen sollte.
Framatome will in Lingen Brennelemente für Atomkraftwerke russischer Bauart produzieren, damit osteuropäische Länder, in denen diese Reaktortypen am Netz sind, künftig weniger abhängig von Russland sind. Dazu hat das französische Unternehmen mit dem russischen Staatskonzern ein Joint Venture geschlossen.
Skepsis vom Minister
Auch Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer (Grüne) wies auf mögliche Sicherheitsrisiken mit Blick auf eine Beteiligung des russischen Unternehmens hin. Ein Gutachten im Auftrag des Bundesumweltministeriums habe darauf hingewiesen, dass auch die Gefahren für die innere und äußere Sicherheit Prüfgegenstand des atomrechtlichen Verfahrens sein müsse.
„Die akuten Warnungen des niedersächsischen und bundesweiten Verfassungsschutzes vor Sabotage, Spionage und Desinformation aus Russland sind sehr ernst zu nehmen“, erklärte Meyer.
Keine Rosatom-Mitarbeiter auf Werksgelände
Früheren Angaben von Framatome zufolge erfordert die sechseckige Form des russischen Brennelementtyps die Installation einiger zusätzlicher Fertigungseinrichtungen, um ihre Herstellung in der bestehenden Fertigung in Lingen zu ermöglichen. Dies sei der Zweck des von ANF eingereichten Genehmigungsantrags.
Die von Framatome gekauften Fertigungseinrichtungen werden nach Unternehmensangaben erst dann auf das Betriebsgelände in Lingen gebracht, wenn die Genehmigung erteilt wurde. Mit der Produktion soll im kommenden Jahr begonnen werden. ANF sei der alleinige Betreiber der Brennelementfabrik in Lingen. „An unserem Standort Lingen sind und werden keine Rosatom-Mitarbeiter anwesend sein“, hatte das Unternehmen bereits im Mai mitgeteilt.