Deutscher Rekordhalter Ex-Weltmeister Wülbeck bedauert Leichtathletik-Abschneiden
Der frühere 800-Meter-Weltmeister Willi Wülbeck wird 70 Jahre alt. Damit das „frühere Leichtathletik-Land“ Deutschland international wieder mithalten kann, sieht er einen Punkt als entscheidend an.
Oberhausen - Der deutsche Rekordhalter Willi Wülbeck bedauert das Abschneiden der deutschen Leichtathletik bei den vergangenen Großereignissen. „Die Ergebnisse der Olympischen Spiele und der vorangegangenen Weltmeisterschaften sind nicht repräsentativ für ein ehemaliges Leichtathletik-Land“, sagte der ehemalige 800-Meter-Weltmeister der Deutschen Presse-Agentur. Wülbeck wird am Mittwoch 70 Jahre alt.
Bei der WM 2022 in Eugene in den USA hatte der Deutsche Leichtathletik-Verband einmal Gold und einmal Bronze gewonnen. Ein Jahr später war das deutsche Team bei den Titelkämpfen in Budapest bei der Medaillenvergabe leer ausgegangen. Bei den Olympischen Spielen in Paris in diesem Jahr hatte der DLV einmal Gold, zweimal Silber, einmal Bronze verbucht.
„Trainerpersönlichkeiten vor Ort sind Dreh- und Angelpunkt“
Wülbeck sieht ein Problem der Leichtathletik in den regionalen Gegebenheiten. „Man muss Trainerpersönlichkeiten vor Ort haben. Das ist der Dreh- und Angelpunkt, die Beziehung zwischen Athlet und Trainer ist entscheidend“, sagte der Weltmeister von 1983. Damals gewann Wülbeck über 800 Meter in deutscher Rekordzeit von 1:43,65 Minuten. Diese Bestmarke hat auch heute noch Bestand.
„Wir brauchen gute Trainer, da darf es nicht um 100 Euro gehen. Die meisten Trainer arbeiten ohnehin für wenig Geld oder ehrenamtlich“, sagte Wülbeck. „Gute Trainer sind die Basis, darauf muss man den Fokus legen und nicht darüber nachdenken, hier noch einen Sportdirektoren- oder Funktionärsposten zu schaffen.“
Bewusstsein in den Schulen schaffen
Neben der Situation vor Ort spielt auch das persönliche Kalkül der jungen Menschen eine Rolle. „Die Leute überlegen sich genau, wie viel Aufwand sie für ihren Sport betreiben“, sagte Wülbeck. Denn reich werde man als Leichtathlet in Deutschland nicht.
Zudem habe die Leichtathletik in den Schulen an Stellenwert verloren. „Man muss bei Lehrerinnen und Lehrern wieder ein Bewusstsein für die Leichtathletik schaffen. Die klassische Leichtathletik bleibt wertvoll“, sagte Wülbeck. „Man sieht es bei den Großereignissen. Die Bewunderung für das schnelle Laufen und die Individualleistung ist immer noch groß.“ Sich bei Bundesjugendspielen unter dem Leistungsgedanken zu messen, helfe Kindern auch beim Aufbau des Selbstwertgefühls.