Minderheiten Fachstelle registriert mehr Diskriminierung von Roma
Die Dokumentationsstelle Antiziganismus bemüht sich seit einem Jahrzehnt, das Thema ins Bewusstsein zu holen. Sie sieht in Berlin eine besorgniserregende gesellschaftliche Entwicklung.

Berlin - Auf dem Amt, in der Schule oder in der U-Bahn - die Berliner Dokumentationsstelle Antiziganismus (Dosta/Mia) hat im vergangenen Jahr 247 Fälle mutmaßlicher Diskriminierung von Roma registriert. Es handle sich um die höchste Zahl seit Beginn des Projekts im Jahr 2014, erklärte dessen Leiterin Violeta Balog. 2023 hatte die Stelle 210 solcher Fälle gezählt, insgesamt sind es seit ihrer Gründung nunmehr mehr als 1.700.
Balog wertete die Entwicklung als besorgniserregend. „Wir erleben zurzeit eine politische Lage, in der rechtsradikale Einstellungen der gesellschaftlichen Mitte offen kommuniziert und gelebt werden, was sich in den Fallmeldungen widerspiegelt.“
Benachteiligung in vielen Bereichen
Nach Einschätzung des Vereins Amaro Foro, der Träger der Dokumentationsstelle ist, werden Angehörige der Minderheit am Arbeitsmarkt ausgegrenzt. Behörden unterstellten ihnen Kriminalität, Nachbarn machten sie für Probleme in Wohnhäusern verantwortlich.
Schüler mit tatsächlichem oder ihnen zugeschriebenem Roma-Hintergrund würden an Schulen rassistisch gemobbt oder schlecht behandelt. Dies geschehe nicht nur durch Mitschüler, sondern auch durch Lehrkräfte oder Schulleitungen.
Attacken in der Öffentlichkeit
„Im Jahr 2024 wurden besonders viele Beleidigungen, Bedrohungen und tätliche Angriffe gemeldet“, heißt es im Jahresbericht zu Vorfällen in der Öffentlichkeit. Roma seien in mehreren Fällen in öffentlichen Verkehrsmitteln beleidigt oder ihnen Gewalt angedroht worden. Antiziganistische Stereotype würden zunehmend von Politikern bedient.
Der Verein Amaro Foro versteht sich als Interessenvertretung von Roma in Berlin. Wie viele Menschen in Berlin der Minderheit angehören, ist unklar. Schätzungen gehen von mehreren Tausend aus.