Berlinale Film über Hanau-Anschlag: „Es sollte um die Opfer gehen“
Der rassistische Anschlag in Hanau jährt sich zum fünften Mal. Der Dokumentarfilm „Das Deutsche Volk“ erzählt eindrücklich die Geschichte der Hinterbliebenen. Auch Angehörige kommen zur Premiere.

Berlin - Kurz vor dem fünften Jahrestag des rassistischen Anschlags von Hanau hat die Berlinale einen Dokumentarfilm aus Perspektive der Hinterbliebenen gezeigt. Es werde viel über die Täter geredet, zuletzt etwa bei den tödlichen Anschlägen in Magdeburg und München, sagte der Regisseur Marcin Wierzchowski bei der Weltpremiere seines Films „Das Deutsche Volk“ in Berlin.
„In dem Fall sollte es eben um die Angehörigen gehen und es sollte um die Opfer gehen.“ In Hanau hatte am 19. Februar 2020 ein 43-jähriger Deutscher neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst.
Angehörige der Opfer bei Premiere in Berlin
Zu den Opfern gehörten Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Angehörige von ihnen kamen zur Premiere und wurden mit Standing Ovations und langem Applaus auf der Bühne begrüßt.
Wierzchowskis gut zweistündiger, in schwarz-weiß gehaltener Dokumentarfilm erzählt eindrücklich von den Folgen des Attentats aus Sicht von Hinterbliebenen und Überlebenden, die sich von Politik und Bürokratie im Stich gelassen fühlen.
Er hatte sie vier Jahre lang in ihrem Umgang mit der Trauer und ihrem schwierigen Weg nach Aufklärung begleitet. Zu sehen ist etwa die Mutter eines Verstorbenen, die nach dessen Tod jeden Tag sein Handy auflädt. Er habe so viel geweint wie „ein kaputter Wasserhahn“, erzählt in einer anderen Szene ein Hinterbliebener, der seinen Bruder verloren hat.
Regisseur erhielt 2022 einen Grimme-Preis
„Das Deutsche Volk“ läuft in der Berlinale-Reihe Special außerhalb des Wettbewerbs. Für seine Dokumentation „Hanau – Eine Nacht und ihre Folgen“ wurde Wierzchowski im Jahr 2022 bereits mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet.