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Nach zehn Wochen aus Klinik entlassen "Es war höllisch": Wie lebensgefährlich Verletzte nach Flixbus-Unfall ihre Genesung meistert

Bei einem tödlichen Flixbus-Unfall auf der A9 sind Ende März vier Menschen ums Leben gekommen und Dutzende zum Teil schwer verletzt. Eine von ihnen konnte nun nach zehnwöchiger Behandlung und 14 Operationen das Krankenhaus in Leipzig verlassen. Wie es ihr ergangen ist.

Von DUR/rh Aktualisiert: 07.08.2024, 13:16
Genesen nach Horror-Unfall mit Flixbus: Sofie Quast (Mitte), kurz bevor sie das Helios Park-Klinikum Leipzig verlassen durfte.
Genesen nach Horror-Unfall mit Flixbus: Sofie Quast (Mitte), kurz bevor sie das Helios Park-Klinikum Leipzig verlassen durfte. Foto: Helios Park-Klinikum Leipzig

Leipzig. - Ende März sind bei einem tödlichen Unfall eines Flixbus auf der A9 bei Wiedemar in Sachsen vier Frauen ums Leben gekommen. 30 weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Ein Streit unter den Busfahrern soll laut Zeugen zu dem Unglück geführt haben. Sofie Quast wurde damals, auf der Fahrt von Berlin nach Zürich, lebensgefährlich verletzt. Nach zehnwöchiger Behandlung sowie 14 Operationen konnte sie das Krankenhaus kürzlich verlassen.

Verletzt im Flixbus auf A9: "Als hätte ich da Stunden gesessen"

Die junge Frau war unterwegs zu ihrer Abschlussprüfung als Ergotherapeutin. "Kurz vor dem Unfall fiel mir auf, dass es ruckelte, ich sah die Bäume näherkommen. Dann habe ich einen Blackout bis zu dem Moment, wo ich wieder aufwachte", erinnert sich Sofie Quast.

"Ich hatte zunächst keine Schmerzen, konnte aber nicht aufstehen. Mir war sehr wichtig, wach zu bleiben, damit ich den Rettungskräften meinen Namen sagen kann", so Quast. "Irgendwann wurde mir kalt." Obwohl die Rettungskräfte innerhalb von Minuten an der Unfallstelle eintrafen, habe es sich angefühlt, "als hätte ich da Stunden gesessen".

Trauriges Fazit nach dem Flixbus-Unfall auf der A9: Vier Tote und 30 zum Teil schwer Verletzte.
Trauriges Fazit nach dem Flixbus-Unfall auf der A9: Vier Tote und 30 zum Teil schwer Verletzte.
Foto: dpa

Arzt: "Großes Glück angesichts der Umstände"

Nach der Bergung aus dem Flixbus flog ein Helikopter sie nach Leipzig in das Helios Park-Klinikum. Dort wurde die Schwere ihrer Verletzungen deutlich: Neben mehreren Knochenbrüchen hatte die junge Frau ein Schädel-Hirn-Trauma, eine Lungenprellung, zahlreiche Wunden durch Glassplitter, ein ausgerenktes Fußgelenk und eine großflächige Weichteilverletzung am linken Oberschenkel- und Hüftbereich.

Sofie Quast lag drei Tage im künstlichen Koma. "Als ich auf Intensivstation wieder aufwachte, war zunächst nicht klar, welche Körperteile ich bewegen können würde. Anfangs war es höllisch, dort zu liegen und nicht selbstbestimmt zu sein."

14 Operationen und zehn Wochen Krankenhaus

Sie verbrachte drei Wochen auf der Intensivstation. Nach zehn Wochen und 14 Operationen konnte sie das Krankenhaus in Leipzig schließlich auf eigenen Füßen wieder verlassen.

"Die Summe ihrer Verletzungen war lebensbedrohlich", resümiert Carsten Fischer, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie am Helios Park-Klinikum Leipzig. "Dass Frau Quast nun wieder auf eigenen Füßen laufen und ihr Leben selbstbestimmt führen kann, das ist ein großes Glück angesichts der Umstände, unter denen sie zu uns kam."

Mit Alligatoah-Konzert zurück ins Leben

"Meine persönliche Prognose ist, dass ich nächstes Jahr wieder arbeiten kann", so Quast. "Als Nahziel plane ich, im August auf das Alligatoah-Konzert zu gehen."

Anderen Unfallopfern und deren Angehörigen spricht die junge Frau derweil Mut zu: "Auch wenn es zunächst schlimm aussieht, muss ein Unfall kein Weltuntergang sein. Aus Patientensicht ist es total hilfreich, kein Drama zu machen, sondern zu sagen: Mal schauen, was du heute schon kannst. Und morgen sehen wir weiter."