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Ein Jahr danach Gedenken an Brandanschlag am Holocaust-Mahnmal „Gleis 17“

Vor einem Jahr sorgte ein Brandschlag auf eine Bücherbox nahe dem Holocaust-Mahnmal „Gleis 17“ für Entsetzen. Inzwischen steht eine neue Box an der Stelle. Aber manche Wunden sind noch nicht verheilt.

Von dpa 08.08.2024, 08:00
Die Bücherbox wurde völlig zerstört. (Archivbild)
Die Bücherbox wurde völlig zerstört. (Archivbild) Paul Zinken/dpa

Berlin - Ein Jahr nach dem Brandanschlag auf die Bücherbox am Holocaust-Mahnmal „Gleis 17“ in Berlin-Grunewald ist dort eine Gedenkveranstaltung geplant. An diesem Montag (12. August) werden dazu zahlreiche Gäste erwartet, darunter der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein. 

„Der Brandanschlag (...) stößt bis heute in der Nachbarschaft und weit darüber hinaus auf Fassungslosigkeit und Unverständnis“, erklärte Konrad Kutt, einer der Initiatoren der Bücherbox, im Vorfeld. „Diese sinnlose Tat reiht sich ein in eine zunehmende Geschichtsverklärung und den Versuch, eigene Anschauungen gewaltsam durchzusetzen.“

Geständnis vor Gericht 

In der Nacht zum 12. August 2023 war die in einer früheren Telefonzelle untergebrachte Bücherbox mit zahlreichen Publikationen über die Zeit des Nationalsozialismus und einer Hörstation in Brand gesetzt und zerstört worden. Als Täter wurde ein damals 63-jähriger Mann ermittelt, der ein antisemitisches Bekennerschreiben hinterließ. 

Der Frührentner gestand den Anschlag und weitere Taten später vor Gericht. Darunter waren auch versuchte Brandschläge auf das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am Tiergarten und auf einen Verein lesbischer Frauen in Neukölln. In beiden Fällen erloschen die durch Lampenöl ausgelösten Flammen.

Im vergangenen Februar lehnte das Landgericht Berlin eine Verurteilung des Mannes ab, weil er nicht schuldfähig sei. Er kam nach einigen Monaten im Maßregelvollzug auf freien Fuß. Die Staatsanwaltschaft hatte seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus beantragt, dem folgte das Gericht aber nicht. 

Abgebrannte Bücherbox im Museum 

Einen Tag nach der Entscheidung des Gerichts wurde am 23. Februar eine neue „Bücherbox“ nahe dem Mahnmal „Gleis 17“ am Bahnhof Grunewald aufgestellt. Der ausgebrannte Vorgänger wurde dauerhaft in die Sammlung der Stiftung Haus der Geschichte in Bonn aufgenommen.

Dort wird die Box ab 18. September in der Ausstellung „Nach Hitler. Die deutsche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“ als Zeugnis antisemitischer Gewaltbereitschaft gezeigt.

Das Mahnmal „Gleis 17“ am Bahnhof Grunewald erinnert an die etwa 10.000 Jüdinnen und Juden, die von dort während der NS-Diktatur mit Zügen aus Berlin in Vernichtungslager deportiert wurden. Weitere 30.000 wurden zwangsweise vom Güterbahnhof Moabit und etwa 10.000 vom Anhalter Bahnhof abtransportiert.