Kunstengagement Gemälde der Breslauer Moderne bleibt in Görlitzer Museum
Forscher identifizieren im Schlesischen Museum zu Görlitz ein Gemälde mit NS-Bezug. Es wird an die Erben des jüdischen Eigentümers zurückgegeben - die unterstützen Bemühungen, dass es dort bleibt.
Görlitz - Ein als NS-Entzug identifiziertes, bedeutendes Gemälde der Breslauer Moderne bleibt trotz Restitution in der Sammlung des Schlesischen Museums zu Görlitz. Das Bild „Aechma fasciata mit Jahrhunderthalle [o. T.]“ des schlesischen Künstlers Oskar Moll (1875–1947) wurde mit finanzieller Hilfe des Bundes, der Kulturstiftung der Länder und des Freistaates Sachsen erworben.
Mit den Erben des früheren Eigentümers sei „eine sehr gute Lösung“ gefunden worden, damit es der Öffentlichkeit zugänglich bleibe, sagte Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder. Görlitz sei „der ideale Ort, um das Werk im Kontext der deutsch-polnischen Geschichte zu vermitteln“.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth dankte laut Mitteilung für das „großzügige Entgegenkommen der Erbengemeinschaft“. „Deutschland steht in der Pflicht, den NS-Kulturgutraub konsequent weiter aufzuarbeiten und mit einvernehmlichen Lösungen einen Beitrag zur Linderung des erlittenen Unrechts zu leisten“, begründete sie die Förderung von Restitution und Wiederankauf des Görlitzer Gemäldes, das eine bedeutende Epoche der deutschen Kunstgeschichte widerspiegele.
Bild von jüdischem Kunstsammler verschwand nach dessen Flucht
Das Kunstwerk gehörte dem jüdischen Kunstsammler Otto Wachenheim (1886-1969). Er stammte aus Mannheim, lebte von 1923 an in den Niederlanden und floh 1939 vor der Verfolgung in die USA. Auch seine Kunstsammlung mit Werken des Impressionismus und der Moderne blieb in seinem Haus in Amsterdam zurück. Es wurde von der deutschen Besatzungsbehörde genutzt, mit deren Auszug 1944 gingen vermutlich Kunstgegenstände verloren.
Im Jahr 2000 erwarb das Görlitzer Museum das Moll-Bild, nachdem es im Kunsthandel auftauchte. 2009 wurde Wachenheims Beschreibung eines „Buchstilllebens“ in der Datenbank „Lost Art“ eingestellt. Die Anwältin der Erbengemeinschaft dankte für die Aufklärung. Die Restitution bedeute den Nachfahren „auch deshalb so viel, weil damit das Unrecht, das ihr Großonkel und Urgroßonkel in der NS-Zeit erleiden musste, nicht nur anerkannt, sondern zumindest auch ein Stück weit "wiedergutgemacht" wird“.
Künstler von Nazis diffamiert
Moll sei „ein herausragender Vertreter“ der "Breslauer Moderne", der die Entwicklung der schlesischen Kunst in der Zwischenkriegszeit prägte, gewesen, sagte Museumsdirektorin Agnieszka Gąsior. Moll studierte in München und Berlin unter anderem bei Lovis Corinth und war in Paris Schüler von Henri Matisse. Nach Schließung der Akademie in Breslau (Wrocław) ging er nach Düsseldorf - ab 1933 wurde er von den Nazis als „entarteter Künstler“ diffamiert.