1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Luftverkehr: Gemeinden rund um BER befürchten neuen Fluglärm

Luftverkehr Gemeinden rund um BER befürchten neuen Fluglärm

Eine technische Neuerung bei der Navigation könnte zu neuen Flugrouten über dicht besiedeltes Gebiet führen, befürchten Gemeinden. Bürgermeister wollen das verhindern.

Von dpa 14.01.2025, 04:10
Am Hauptstadt-Flughafen BER droht neuer Streit um Fluglärm. (Symbolfoto)
Am Hauptstadt-Flughafen BER droht neuer Streit um Fluglärm. (Symbolfoto) Jörg Carstensen/dpa

Potsdam - Die Ende Oktober dieses Jahr geplante Einführung der satellitengestützten Navigation am Flughafen BER lässt einige Gemeinden neuen Fluglärm befürchten. In der Antwort auf eine Anfrage mehrerer SPD-Landtagsabgeordneten verweist das Verkehrsministerium in Potsdam auf Angaben der Deutschen Flugsicherung (DFS), wonach sich durch die Umstellung in der Kommunikation das Abflugverfahren im Flughafennahbereich nicht verändern oder verschieben werde.

Doch in den südöstlichen BER-Umlandgemeinden wird eher eine erhöhte Lärmbelästigung durch die technische Umstellung befürchtet. Wie es in der Anfrage der SPD-Abgeordneten heißt, ist in der Oktober-Sitzung der BER- Fluglärmkommission dargelegt worden, dass sich mit der neuen Technik auch einzelne Abflugverfahren ändern und die Abflugstrecken teilweise neu beschrieben werden sollen. Als Folge könnten einige Gemeinden jederzeit direkt überflogen werden. „Die Lärmauswirkungen wären immens“, schreiben die Parlamentarier.

Flugbehörde will bodengestützte Navigation abschaffen

Nach einer EU-Verordnung soll in allen Mitgliedstaaten bis zum Jahr 2030 die Navigation auf den Flughäfen auf das satellitengestützte System Performance Based Navigation (PBN) umgestellt werden. Die wörtlich übersetzt leistungsbasierte Navigation soll helfen, die Emissionen zu verringern und die Effizienz des Flugverkehrs zu erhöhen.

Mit den von der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO vorgegebenen Richtlinien soll die bodengestützte Navigation abgeschafft werden. Die ICAO verspricht sich davon Einsparungen beim Treibstoffverbrauch und mehr Möglichkeiten, dicht bewohnte Gebiete umfliegen zu können.

Fünf Gemeinden stellen Antrag für Kompromisslösung

In der letzten Sitzung der Fluglärmkommission am 10. Dezember des vergangenen Jahres haben fünf märkische Gemeinden einen Antrag an die DFS gestellt und Kompromissvorschläge unterbreitet. Wie Zeuthens Bürgermeister Philipp Martens (Linke) der Deutschen Presse-Agentur sagte, orientieren sich die Vorschläge an Abflugverfahren, die am Flughafen Frankfurt (Main) erfolgreich umgesetzt worden seien. So sollen zum Beispiel die Punkte für eine Ideallinie der Flugroute festlegt und von den Piloten mit der Navigation nachgeflogen werden. „Das hat in Frankfurt am Main dazu geführt, dass die dortige Fluglärmkommission nicht einmal behelligt wurde, da man weniger Fluglärm erzeugt hat“, sagte Martens.

Auch der Punkt, an dem die startenden Flugzeuge spätestens von der vier Kilometer langen südlichen Startbahn in Richtung Osten abheben müssen, soll nach Ansicht der Bürgermeister um 400 Meter verkürzt werden. Das würde dazu führen, dass die Hoffmannkurve früher durchflogen werden könnte und nicht, wie zu befürchten ist, über dicht bewohnte Ortsteile. Auch andere Vorschläge sind Martens zufolge mit Fluglotsen, Piloten und Experten erörtert worden, die sich seit Jahrzehnten mit dem Thema befassen.

Gemeinden: Neues Verfahren erst später beantragen

Zudem forderten die fünf Gemeinden, das neue Verfahren nicht wie angekündigt bereits in der kommenden Woche beim Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BSF) zu beantragen, da dies ohne Stellungnahme der Fluglärmkommission nicht rechtens sei. Die Einführung des neuen Kommunikationssystems sei erst 2030 europaweit geplant, da müsse nichts überstürzt werden, sagte Martens.