Tiere Giftköder-Fälle kaum Thema bei Tierärzten
Wenn Hund und Katze sich erbrechen, befürchten Frauchen und Herrchen manchmal schnell eine Vergiftung. Doch die tatsächliche Gefahr ist Experten zufolge überschaubar.
Erfurt/Nordhausen - Thüringens Tierärzte müssen Hunde und Katzen nur selten wegen Giftködern behandeln. „Es kommt hin und wieder vor, aber wirklich nur vereinzelt“, sagte der Präsident der Landestierärztekammer Thüringen, Lothar Hoffmann. „Für viele Tierbesitzer ist es aber natürlich eine sehr emotionale Frage, wenn sich ihr Tier akut erbricht oder Durchfall hat - da kommt häufig der Verdacht, dass eine Vergiftung vorliegt.“
Hoffmann rät dazu in solchen Fällen ruhig zu bleiben und Spekulationen zunächst keinen Raum zu geben. Hunde und Katzen könnten sich etwa auch übergeben, wenn sie sich überfressen, oder eine Unterkühlung zugezogen haben. „Am besten ist es, erstmal abzuwarten, dem Tier für einige Stunden nur Wasser und keine Nahrung zu geben und es zu beobachten.“ Erst wenn sich das Tier erneut erbricht, sollte ein Tierarzt aufgesucht werden.
Nur wenige offiziell erfasste Fälle
Dass eine Vergiftung durch spezielle Köder eine Seltenheit ist, zeigt sich auch in offiziellen Zahlen: Bis Ende August gab es in diesem Jahr mindestens sechs Fälle, in denen Hunde oder Katzen in Folge eines Giftköders starben. Das geht aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion im Landtag hervor. Demnach wurden zudem in 15 Fällen Katzen und Hunde in Folge eines Giftköders in diesem Zeitraum von Tierärzten behandelt. Die Datenerhebung sei aber schwierig, die Angaben seien daher nicht unbedingt valide, heißt es in der Ministeriumsantwort.
Auch Tierschützer schlagen wegen Giftködern nicht Alarm. „Dazu sind uns zumindest aus den Tierheimen keine Fälle mit größeren Verletzungen bekannt“, sagte der Vorsitzende des Landestierschutzverbands Thüringen, Kevin Schmidt. Einzelne Meldungen von Giftködern oder etwa mit Rasierklingen bestückten Ködern gebe es immer wieder. Aber der Wahrheitsgehalt lasse sich nur schwer überprüfen.
Mögliches Problem: Zweitvergiftung durch Mäusegift
Problematischer sind aus Schmidts Sicht spezielle Mäuse- und Rattengifte: Diese töteten die Nager nicht sofort, sondern wirkten erst mit Verzögerung. „Die Mäuse und Ratten können dann noch herumlaufen und von Katzen und sogar von Wildtieren wie Raubvögeln gefressen werden“, sagte Schmidt.
Auch Tierärztekammerpräsident Hoffmann kennt diese Problematik: „Es ist möglich, dass - gerade, wenn eine Mäuseplage herrscht und in der Landwirtschaft in Rücksprache mit Behörden solche Gifte genutzt werden - Wildvögel auch diese Köder aufpicken.“ Dass aber ein Wildtier eine Maus, die vorher einen Giftköder verzehrt hat, fängt und frisst, kommt seiner Einschätzung nach sehr selten vor.