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Schule Hausaufgaben abschaffen? Warum Niedersachsen dagegen ist

Viele Schülerinnen und Schüler hätten wohl nichts dagegen: Die Linke plädiert für eine Abschaffung der Hausaufgaben. Wie reagiert Niedersachsens Landespolitik auf die Forderung?

Von dpa Aktualisiert: 07.04.2025, 19:43
Hausaufgaben gehören nach Ansicht des Kultusministeriums weiter zum Schulalltag. (Symbolbild)
Hausaufgaben gehören nach Ansicht des Kultusministeriums weiter zum Schulalltag. (Symbolbild) Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Hannover - Niedersachsens Kultusministerium hält eine generelle Abschaffung von Hausaufgaben für unrealistisch. Zwar hätte diese den Vorteil, dass gerade Kinder an Ganztagsschulen nicht auch nachmittags weiter arbeiten müssten, teilte das Ministerium von Julia Willie Hamburg (Grüne) auf Anfrage mit. Allerdings gebe es Übungen und Vertiefungen, die sinnvollerweise zu Hause erledigt werden sollten – etwa, um sich auf eine Klausur vorzubereiten, Vokabeln zu lernen oder ein Orchesterstück einzuüben. Das funktioniere nicht ausschließlich in der Schule.

Viele Schulen in Niedersachsen verzichteten bereits weitgehend auf Hausaufgaben. An Ganztagsschulen würden Hausaufgaben überwiegend in den Schultag integriert und Selbstlernzeiten angeboten. Einige Hausaufgaben wie Lektüren oder Referate müssten die Schülerinnen und Schüler aber auch dort erarbeiten. „Auch klassische Hausaufgaben können den Unterricht ergänzen und unterstützen den Lernprozess der Schülerinnen und Schüler“, hieß es.

Wichtig sei, dass die Hausaufgaben in den Unterricht eingebunden seien und von den Schülerinnen und Schülern selbstständig erledigt werden könnten. Das stärke ihre Selbstlernkompetenz. Benotet werden dürfen Hausaufgaben in Niedersachsen nicht.

Linke: Hausaufgaben eine „Klassenfrage“

Die Linke im Bund fordert bereits seit längerem eine Abschaffung der Hausaufgaben. „Hausaufgaben sind auch eine Klassenfrage“, sagte Linken-Chef Jan van Aken vergangene Woche dem Magazin „Stern“. Die Chancen für Kinder von Akademiker-Eltern stünden dabei besser als bei anderen. Das Lernen gehöre daher in die Schule und nicht ins Wohnzimmer.

Anfang des Jahres hatte sich auch ein von der Montag Stiftung Denkwerkstatt ins Leben gerufener Bürgerrat mit rund 700 Teilnehmern mehrheitlich für eine Abschaffung der Hausaufgaben ausgesprochen. Die Denkwerkstatt ist nach eigenen Angaben unabhängig und gemeinnützig.

SPD: Hausaufgaben bei gutem Ganztag überflüssig

Im niedersächsischen Landtag ruft die Diskussion über die Hausaufgaben gemischte Reaktionen hervor. Der SPD-Abgeordnete Stefan Politze sagte, seine Fraktion sehe klassische Hausaufgaben kritisch – „insbesondere im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit“. 

Das Lernen müsse stärker in den Alltag der Schule integriert werden, forderte Politze. Entscheidend sei dafür der Ausbau von Ganztagsschulen mit qualifiziertem Personal. Wo guter Ganztag gelinge, seien klassische Hausaufgaben überflüssig. „Schülerinnen und Schüler lernen dort unter Anleitung – und haben nachmittags Zeit für Freizeit, Sport, Kultur oder einfach Erholung.“ An Schulen ohne Ganztag oder mit zu wenig pädagogischem Personal seien Hausaufgaben indes derzeit kaum zu ersetzen.

CDU: „Hausaufgaben fördern Eigenverantwortung“

Die CDU-Fraktion sprach sich dagegen klar für einen Erhalt von Hausaufgaben aus, wenn diese differenziert und pädagogisch sinnvoll ausgestaltet werden. „Hausaufgaben fördern Eigenverantwortung, Selbstorganisation und die Vertiefung des Gelernten“, sagte der Landtagsabgeordnete Christian Fühner. „Soziale Ungleichheiten lassen sich nicht durch eine Nivellierung von Anforderungen beseitigen, sondern durch gezielte Unterstützung – etwa durch Hausaufgabenbetreuung, Ganztagsangebote und Schulsozialarbeit.“

Auch der AfD-Bildungspolitiker Harm Rykena sagte, Hausaufgaben sollten fester Bestandteil des schulischen Alltags bleiben. Neben der Wiederholung und Vertiefung von Inhalten seien sie für die Schülerinnen und Schüler auch eine Vorbereitung auf lebenslanges Lernen. „Der Raum außerhalb der Schule besteht eben nicht nur aus Freizeit“, sagte Rykena. 

Unterstützungsangebote gerade für sozial benachteiligte Kinder seien richtig. Dennoch sei es entscheidend, dass Schüler auch lernen, einen Teil ihrer Aufgaben eigenverantwortlich und selbstständig zu erledigen. „Wer Hausaufgaben abschafft, senkt letztlich das Bildungsniveau weiter ab – und verschärft soziale Unterschiede, anstatt sie zu verringern“, sagte Rykena.