Agrar Honigimporte: Imkerverband setzt auf Qualitätsbewusstsein
Laut einer neuen Untersuchung stehen 46 Prozent des in die EU importierten Honigs im Verdacht, mit Zuckersirup vermischt zu sein. Wie reagieren Imker in Sachsen auf die Billigkonkurrenz?
Leipzig - Mit Blick auf einen aktuellen Bericht der EU-Kommission zu gepanschten Honig-Importen setzt der Landesverband Sächsischer Imker auf das Qualitätsbewusstsein der Kunden. „Der Verbraucher, der sich ein bisschen auf dem Markt orientiert, weiß, was Qualität ist“, sagte der Vorsitzende Michael Hardt der dpa. „Wer billig kauft, kriegt auch billig“, fügte er hinzu. Allerdings sollte für Käufer noch deutlicher zu erkennen sein, wo der Honig hergestellt wurde, sagte Hardt. Auf Etiketten fänden sie oft nur den Hinweis: „Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“.
Laut dem Bericht der EU-Kommission stehen 46 Prozent des in die EU importierten Honigs im Verdacht, mit Zuckersirup vermischt zu sein. Imker im Saarland und in Rheinland-Pfalz hatten jüngst Alarm geschlagen, weil sie ihr Geschäft durch die gepanschten Importe bedroht sahen. Demnach erhöht der billige Zuckersirup das Volumen des Honigs - und drückt so letztlich die Preise. Der sächsische Landesverband reagierte dagegen gelassener auf den Bericht. Das Geschäft der Imker werde durch die Billigkonkurrenz zwar erschwert, sei deshalb aber nicht in Gefahr, sagte der Vorsitzende Hardt.
Bei Untersuchungen des Europäischen Amtes für Betrugsbekämpfung(OLAF) waren fast 74 Prozent des aus China und 93 Prozent des aus der Türkei importierten Honigs als verdächtig eingestuft worden. „Das tatsächliche Ausmaß in Deutschland ist aber schwer einzuschätzen“, sagte Ibo Gaden, Referent für Lebensmittelbetrug beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Demnach laufen auf Basis des EU-Berichts aktuell Ermittlungen, für die aber die einzelnen Bundesländer zuständig seien.
Frühere Analysen hatten nur wenige Irreführungen bei Honig in Deutschland ans Licht gebracht. Im Zuge der Operation OPSON stellten Behörden in den Jahren 2020 und 2021 drei Beanstandungen fest, was vier Prozent der untersuchten Proben entsprach.
Honig sei mithilfe des billigen Zuckersirups relativ einfach zu verfälschen, der Nachweis gestalte sich dagegen oft schwierig, sagte BVL-Referent Gaden. Ein Großteil des in Deutschland konsumierten Honigs müsse aus dem Ausland eingeführt werden, weil die heimische Produktion die Nachfrage nicht decken könne.