Gewerkschaft IG Metall warnt vor Deindustrialisierung
Der Umbau der deutschen Industrie kommt nur langsam voran. Die IG Metall verlangt mehr Innovationen. Auch der Staat müsse für mehr Schwung sorgen.
Frankfurt/Main - Die IG Metall warnt vor einem schleichenden Abbau der industriellen Strukturen in Deutschland. Er sehe sehr wohl die Gefahr einer Deindustrialisierung, sagt der Chef des Gewerkschaftsbezirks Mitte, Jörg Köhlinger. Allein im Bezirk Mitte mit den Ländern Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen planen laut einer Betriebsratsumfrage 36 größere Unternehmen den Abbau von zusammen 14.100 Arbeitsplätzen.
Grund für die angespannte Situation sei neben hohen Energiekosten und drohenden Handelskriegen auch die mangelnde Innovationsfähigkeit der inländischen Arbeitgeber, sagt der Bezirkschef. Sie verlagerten in vielen Fällen lieber die Arbeitsplätze, statt innovative Produkte und nachhaltige Arbeitskonzepte zu entwickeln.
In der Automobilbranche hingen immer noch 7 von 10 Industriebetrieben im Bezirk vom Verbrennermotor ab, während wichtige Kompensationsprojekte mit neuen Arbeitsplätzen ausblieben. Köhlinger nannte als Beispiele die gescheiterten Ansiedlungen von Wolfspeed und SVolt im Saarland sowie die Verzögerungen beim geplanten ACC-Batteriezellenwerk in Kaiserslautern. Eine Ausnahme sei die Ansiedlung des chinesischen Batterieherstellers CATL bei Erfurt. Der Gewerkschafter verlangt eine aktive Industriepolitik, bei der öffentliche Fördermittel an Tariftreue und lokale Produktionsanteile gekoppelt werden müssten.
Die Gewerkschaft fordert Unternehmen und Politik zu milliardenschweren Investitionen auf. Es brauche in den kommenden zehn Jahren mindestens 60 Milliarden Euro jährlich. „Es ist nicht zu spät umzusteuern, aber die nächste Legislaturperiode wird absolut entscheidend sein“, sagt Bezirkschef Köhlinger. Das werde die IG Metall bei einem bundesweiten Aktionstag am 15. März deutlich machen. Frankfurt ist dabei einer von fünf Kundgebungsorten. Auf dem Opernplatz erwartet die Gewerkschaft mindestens 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.