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Beerdigungen Immer weniger kirchliche Bestattungen in Niedersachsen

Immer weniger Menschen sind Mitglied in einer Kirche. Das hat auch Auswirkungen auf die Bestattungen.

Von dpa 20.07.2024, 07:00
Bestattungen in Wäldern sind günstiger als auf einem klassischen Friedhof. (Archivbild)
Bestattungen in Wäldern sind günstiger als auf einem klassischen Friedhof. (Archivbild) Swen Pförtner/dpa

Hannover - Immer mehr Bestattungen in Niedersachsen sind inzwischen nicht-kirchlich. Die Zahl der Kirchenmitglieder oder Menschen mit einem Bezug zu ihrer örtlichen Kirchengemeinschaft sinke stetig, erklärte ein Sprecher des Bestatterverbandes Niedersachsen. In einigen Städten und Orten sei bereits die überwiegende Zahl der Beerdigungen weltlich.

Gleichzeitig sind den Angaben nach Feuerbestattungen, also etwa Urnen- und Seebestattungen, weiter sehr beliebt. Etwa 85 Prozent aller Menschen in Niedersachsen würden so zu Grabe getragen. Vor allem in Städten sei die Nachfrage groß. Zuletzt hatte der Verband Anfang 2023 ebenfalls von 85 Prozent gesprochen.

Eine unverändert steigende Nachfrage gibt es demnach bei Bestattungswäldern. Neben den persönlichen Gründen würden sich viele Menschen auch dafür entscheiden, weil die Kosten und der Pflegeaufwand gering seien. Vergleichbare Angebote wie Stelenbestattungen seien allerdings weniger gefragt. Dabei werden Urnen in Kammern einer gemeinschaftlich genutzten Stele eingelassen. Um die Pflege umliegender Grünflächen kümmert sich etwa die Friedhofsverwaltung.

Naturbestattungen nehmen weiter zu

Zu den größten Anbietern von Waldbestattungen gehört das Unternehmen Friedwald. Weitere Anbieter sind die Firma Ruheforst oder private Anbieter wie Bauern. 2023 wurden allein bei Friedwald an 15 Standorten in Niedersachsen 4.500 Menschen beigesetzt - 300 mehr als ein Jahr zuvor, wie der Anbieter mitteilte. Im aktuellen Jahr gab es bis einschließlich Juni 2.350 Beerdigungen. Die Urnen werden dazu am Fuß von Bäumen begraben. 

„Reerdigungen“ spielen in Niedersachsen bisher keine Rolle. Die neuartige Bestattungsform ist in dem Bundesland bisher nicht genehmigt. Tote werden dabei für 40 Tage auf ein pflanzliches Substrat aus Heu, Stroh und Schnittgut in einem abgeschlossenen Kokon gebettet. Sie sollen so zu Erde werden, die dann begraben wird.

Ein Sprecher des Bestatterverbandes Niedersachsen sieht darin bisher keine Zukunft. „Das ist unausgegoren. Viele Fragen sind noch offen“, sagte er. Es gehe um ethische Fragen oder auch praktische nach möglichen Schadstoffen, die so möglicherweise in den Boden kommen könnten. Außerdem gebe es zumindest in Niedersachsen praktisch keine Nachfrage. Derzeit sind „Reerdigungen“ in einem Pilotprojekt in Hamburg möglich.

In Schleswig-Holstein, wo es bis Ende 2023 ein Pilotprojekt zu „Reerdigungen“ gab, das wissenschaftlich begleitet wurde, zeigte sich die Landesregierung zum Abschluss von der Bestattungsart zunächst überzeugt. Schränkte aber ein, dass es weitere wissenschaftliche Untersuchungen brauche, um ein solches Verfahren dauerhaft zuzulassen.