Ressourcen Industrie warnt vor Baustoffmangel in Niedersachsen
Beim Wohnungs- und Straßenbau läuft ohne Sand, Schotter und Steine nicht viel. Doch vielen Sand- und Kieswerken in Niedersachsen droht bald das Aus, warnt die Branche. Eine neue Vereinbarung mit der IG Bau soll helfen, Arbeitsplätze und Rohstoffgewinnung abzusichern.

Hannover - Die Baustoffindustrie in Niedersachsen warnt wegen auslaufender Genehmigungen vor schwindenden Ressourcen auf dem Bau. „Der Rohstoff ist da, aber wir werden ihn nicht abbauen können“, sagte Nico Steudel, Landeschef des Verbandes der Bau- und Rohstoffindustrie (vero), am Dienstag in Hannover. Bei jedem dritten Sand- und Kieswerk im Land reichten die genehmigten Vorräte keine fünf Jahre mehr, bei einem weiteren Drittel gebe es genehmigte Vorräte von maximal zehn Jahren. Engpässe fürchtet demnach auch die Natursteinindustrie. Dort hat dem Verband zufolge jeder sechste Betrieb nur noch Ressourcen für höchstens fünf Jahre.
„Eine Politik, die den Menschen Wohnungen verspricht, muss auch die Gewinnung von Rohstoffen genehmigen“, forderte Steudel. Außerdem müsse es für die Beschäftigten eine Perspektive für ihre Arbeitsplätze geben. Trotzdem seien die Genehmigungsverfahren in den vergangenen Jahren immer langwieriger geworden.
Laut Verband werden in Niedersachsen rund 40 Millionen Tonnen Sand und Kies pro Jahr gewonnen. Der Großteil davon verbleibe innerhalb des Bundeslands, betonte Steudel, ein Export finde praktisch nicht statt: „Unsere Rohstoffe sind sehr schwer, deswegen können sie nicht sehr weit reisen“, sagte er. „Grundsätzlich bleiben die Rohstoffe am Ort.“ Neben dem Wohnungsbau werden die Rohstoffe etwa für den Straßen- und Brückenbau benötigt.
Darüber hinaus macht der Fachkräftemangel den Arbeitgebern zu schaffen. Um die Attraktivität der Mitgliedsunternehmen zu erhöhen und genügend qualifiziertes Personal zu halten und zu gewinnen, haben der Arbeitgeberverband vero und die IG Bau daher am Dienstag eine 21 Punkte umfassende Sozialcharta unterzeichnet. Darin bekennen sich beide Seiten unter anderem zu fairen Einkommen mit Tarifbindung, mitbestimmten Arbeitszeitmodellen, zur Vermeidung von Leiharbeit, aber auch zum Umweltschutz und zur gemeinsamen politischen Einflussnahme.
Der Bezirkschef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Mehrdad Payandeh, erklärte, die Charta vereine „soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit“. Die Branche zeige mit der Vereinbarung, dass sie auf Produktivität, Effizienz und Innovation setze und „nicht auf billig, billig“.