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Atom Joint Venture stellt Brennelemente her

Eigentlich sollte es kein Joint Venture mit einem russischen Unternehmen zur Herstellung von Brennelementen in Deutschland geben. Nun wurde dieses Unternehmen in Frankreich gegründet - die Produktion ist in Niedersachsen.

Von dpa 30.03.2023, 07:38
Blick auf ein Zugangstor vom Werk der Framatome - Advanced Nuclear Fuels GmbH.
Blick auf ein Zugangstor vom Werk der Framatome - Advanced Nuclear Fuels GmbH. Friso Gentsch/dpa/Archivbild

Hannover/Lingen - Zur Herstellung von Brennelementen für osteuropäische Atomkraftwerke in der Lingener Brennelementefabrik haben russische und französische Firmen ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Das sagte ein Sprecher des Umweltministeriums in Hannover. Das Ministerium muss als atomrechtliche Genehmigungsbehörde über einen Antrag entscheiden, ob künftig auch in Lizenz in Lingen Brennelemente für osteuropäische Atomkraftwerke eines russischen Typs hergestellt werden dürfen. Zuerst hatte die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtet.

Zunächst war ein Joint Venture des französischen Framatome-Konzerns, zu dem die Lingener Brennelementefabrik ANF gehört, mit einem Tochterunternehmen des russischen Staatskonzerns Rosatom in Deutschland geplant. Dieser Antrag wurde nach dem russischen Überfall auf die Ukraine zurückgezogen, nachdem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erhebliche Zweifel an einer Genehmigung geäußert hatte. Daraufhin gründeten dem Umweltministerium zufolge die Framatome GmbH, die Muttergesellschaft der ANF, und die russische Rosatom-Tochter TVEL ein Gemeinschaftsunternehmen in Frankreich. Für die Produktion der Brennelemente für den russischen Reaktortyp sei eine enge Kooperation mit Rosatom geplant.

Niedersachsens Energie- und Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sehe diese Kooperation mit dem russischen Staatskonzern äußerst kritisch. „Geschäfte mit Putin sollten beendet werden“, sagte er. Die Urangeschäfte Russlands mit Lingen zeigten die hohe Abhängigkeit der europäischen Atomindustrie von Putins Russland. „Dies durch Joint Ventures, direkte oder indirekte Beteiligungen Russlands zu verfestigen, halte ich politisch angesichts Putins brutalem Energiekrieg gegen Europa für fatal“, sagte Meyer.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bezeichnete das französisch-russische Atomgeschäft als Skandal. „Die Zusammenarbeit mit dem russischen Staatskonzern Rosatom steht im Widerspruch zum deutschen Atomausstieg und den Sanktionen gegen russische Energie“, sagte BUND-Vorsitzender Olaf Brandt. Deutschland bleibe trotz des Ausstiegs aus der Atomenergie durch seine Uranfabriken Teil der nuklearen Produktionskette. Die Lingener Brennelementefabrik müsse schnellstmöglich stillgelegt werden. Das niedersächsische Umweltministerium müsse dem Deal sofort einen Riegel vorschieben.

Ähnlich äußerte sich die Umweltorganisation Greenpeace. „Es ist absurd, dass in Deutschland überhaupt die Möglichkeit einer russischen Firmenbeteiligung zur Brennelementeherstellung existiert“, sagte deren Sprecher Thilo Maack. Es sei schon schlimm genug, dass auf der EU-Sanktionsliste gegen Russland der Staatsbetrieb Rosatom nicht längst auftauche.