Thüringer Wirtschaftshilfen Kapital für Firmen - Ministerin will 20 Millionen Euro
Thüringen steckt seit Jahren Staatsgeld in Firmenbeteiligungen. Nun will die neue Wirtschaftsministerin dafür einen zweistelligen Millionenbetrag bei den anstehenden Haushaltsverhandlungen.
Erfurt - Wirtschaftsministerin Colette Boos-John möchte mehr staatliche Finanzspritzen für wachstumsstarke Unternehmen vergeben. Sie halte mehr öffentliches Beteiligungskapital in Thüringen für erforderlich, um die Wirtschaft zu unterstützen, sagte die CDU-Politikerin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. „Wir wollen einen neuen Fonds für den Mittelstand mit mindestens 20 Millionen Euro Volumen auflegen.“ Dafür werde sie sich bei den anstehenden Verhandlungen zum Landeshaushalt 2025 einsetzen, so die Ministerin.
Thüringen unterhält seit Jahren Fonds mit Beteiligungskapital, das über eine Tochtergesellschaft der Aufbaubank des Landes vergeben wird. Das Land ist dadurch an einer Reihe von Industrieunternehmen direkt oder indirekt beteiligt. Bekanntestes Beispiel ist der börsennotierte Jenaer Technologiekonzern Jenoptik AG.
Hilfe beim Einstieg von Unternehmensnachfolgern
Ein neuer Finanztopf mit 20 Millionen Euro soll nach den Vorstellungen von Boos-John „dazu beitragen, das Wachstum von etablierten Unternehmen anzukurbeln“. Außerdem gehe es darum, Unternehmensnachfolgen zu finanzieren, um die Schließung oder Abwanderung von Betrieben zu verhindern.
Gerade jetzt in der Konjunkturkrise hielten sich viele private Wagniskapitalgeber mit Neu- und Folgeinvestitionen zurück, äußerte Boos-John. Für junge, innovative Firmen sei eine Stärkung der Eigenkapitalbasis besonders wichtig - ihre Bonität verbessere sich und damit werde die Unternehmensfinanzierung leichter.
Keine Branchenbegrenzung bei Kapitalspritzen
Konkret gehe es ihr bei dem Mittelstandfonds um Unternehmen, die seit mindestens fünf Jahren erfolgreich am Markt agieren, ein überdurchschnittliches Wachstumspotenzial und einen Mindestumsatz von zwei Millionen Euro haben. „Ziel ist es, die weitere Expansion von zukunftsträchtigen Unternehmen zu fördern“.
Das Beteiligungskapital solle nicht einzelnen Branchen vorbehalten sein. Der Schwerpunkt solle allerdings auf technologieintensiven Branchen liegen. Sie nannte Engineering und Automation, Medizintechnik, Mikro- und Optoelektronik, Werkstoffe und Energietechnologien.
Viel Geld bereits in Firmen gesteckt
Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums hält das Land derzeit Beteiligungen an insgesamt 52 Unternehmen mit einem investierten Kapital in Höhe von 445 Millionen Euro. Bei der Thüringer Aufbaubank - der Förderbank des Landes - beständen zwölf verschiedene Beteiligungsfonds mit unterschiedlicher Ausrichtung. Es seien allerdings nur noch wenige dieser Fonds aktiv. Weiter im Geschäft mit Beteiligungskapital seien ein Start-up-Fonds, ein Wachstumsbeteiligungsfonds sowie der Thüringer Zukunftsfonds. In diesen drei Fonds stehen nach Ministeriumsangaben insgesamt noch knapp 60 Millionen Euro zur Verfügung.
Unternehmen, einige Kammern und Verbände klagen seit Jahren, dass in Ostdeutschland zu wenig privates Beteiligungs- und Wagniskapital zur Verfügung steht. Der Staat übernehme deshalb in bestimmten, wirtschaftlich relevanten Bereichen oder bei strukturbestimmenden Unternehmen mit hohem Kapitalbedarf die Rolle als Kapitalgeber, so ein Ministeriumssprecher.