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Vor allem Männer betroffen Krankenkasse registriert steigende Kokain-Abhängigkeit

Kokain gilt als Leistungsdroge. Die Zahl der Menschen, die sich wegen Missbrauchs in ärztliche Behandlung begeben, ist gestiegen - die Dunkelziffer dürfte noch höher sein, befürchten Experten.

Von dpa 30.12.2024, 14:22
Die Zahl der Menschen, die sich wegen Kokain-Missbrauchs ärztlich behandeln lassen, ist in Niedersachsen gestiegen. (Symbolfoto)
Die Zahl der Menschen, die sich wegen Kokain-Missbrauchs ärztlich behandeln lassen, ist in Niedersachsen gestiegen. (Symbolfoto) Christian Charisius/dpa

Hannover - Immer mehr Menschen suchen in Niedersachsen nach Beobachtung der Barmer Krankenkasse wegen Kokainmissbrauchs ärztliche Hilfe. 2019 seien landesweit etwa 5.440 Patientinnen und Patienten deswegen behandelt worden, im vergangenen Jahr sei die Zahl schon auf 7.760 Patienten angestiegen, teilte die Krankenkasse mit. 

Bundesweit seien im Jahr 2023 etwa 65.000 Menschen wegen Kokainmissbrauchs behandelt worden. Die Krankenkasse beruft sich auf eine aktuelle Auswertung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung. Niedersachsen habe dabei im Bundesvergleich die zweithöchste Patientenzahl nach Nordrhein-Westfalen gehabt. Dort waren laut Angaben 15.280 Menschen wegen Kokainmissbrauchs in Behandlung. 

Jüngere Männer am stärksten betroffen

Bundesweit gingen den Daten der Barmer Krankenkasse zufolge rund 50.700 Männer und 14.700 Frauen wegen Kokainmissbrauchs zum Arzt. In Niedersachsen waren es 6.050 Männer und 1.710 Frauen. Männer im Alter zwischen 20 und 39 Jahren waren besonders häufig betroffen.

Die Zunahme an Behandlungen wegen Kokainmissbrauchs in Niedersachsen sei besorgniserregend, sagte die Landesgeschäftsführerin der Barmer Krankenkasse in Niedersachsen, Heike Sander. Das wahre Ausmaß dürfte noch deutlich größer sein, da nur ein Bruchteil der Betroffenen zum Arzt gehe. 

Hinweis auf Leistungsdruck?

Kokain habe einen stimulierenden und aufputschenden Effekt, weshalb es häufig als Leistungsdroge bezeichnet werde. „Der vergleichsweise starke Kokainkonsum bei jungen Männern könnte auf einen massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen. Sei es im Beruf oder im Privatleben“, erklärte Sander. 

Es sei wichtig, Menschen auf ihre Sucht anzusprechen. Denn die Betroffenen bemerkten oft nicht, dass ihr Alltag durch den Konsum der Suchtmittel eingeschränkt sei und sich ihr Verhalten geändert habe. Angehörige sollten offen über ihre Sorgen sprechen. Die Einsicht, eine Therapie zu beginnen und erfolgreich abschließen zu wollen, müsse aber von dem Betroffenen selbst kommen. Angehörige oder Freunde könnten sich ebenfalls Unterstützung bei Fachambulanzen oder Suchtberatungsstellen holen.