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Gesundheit Krankenkasse: Weniger Rezepte für Antibiotika ausgestellt

Von dpa 08.02.2024, 18:17
Petrischalen mit sogenannten Krankenhauskeimen, die Mehrfachresistenzen gegenüber Antibiotika aufweisen.
Petrischalen mit sogenannten Krankenhauskeimen, die Mehrfachresistenzen gegenüber Antibiotika aufweisen. Armin Weigel/dpa/Illustration

Hannover - Menschen in Niedersachsen haben im Jahr 2022 weniger Antibiotika auf Rezept erhalten als noch vor der Pandemie. Insgesamt erhielten gesetzlich Versicherte in dem Bundesland mehr als drei Millionen Mal ein Antibiotikum, wie die Krankenkasse AOK am Donnerstag in Hannover mitteilte. Dies war ein Rückgang um zwölf Prozent gegenüber 2019. Die Kosten für die Antibiotika-Verordnungen beliefen sich landesweit auf 73 Millionen Euro.

Hintergrund ist eine Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK. Allerdings lag die Zahl der Verordnungen sowohl bei den Antibiotika als auch bei den sogenannten Reserveantibiotika in Niedersachsen über dem Bundesdurchschnitt. Reserveantibiotika werden eingesetzt, wenn Standardantibiotika nicht mehr helfen.

Antibiotika sind nach Krankenkassen-Angaben in der Bekämpfung bakterieller Infektionen ein wichtiger Pfeiler der Medizin. Jedoch haben Bakterien die Fähigkeit, sich an die Wirkstoffe anzupassen und diesen zu widerstehen. Diese Resistenzen können lebensbedrohlich werden. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen, sagte: „Das kritische Hinterfragen jeder Verordnung ist weiterhin angezeigt, damit Antibiotika langfristig als lebensrettende Medikamente erhalten bleiben.“

Beim Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung ist für Niedersachsen der Auswertung zufolge ein positiver Trend erkennbar: Wurden 2011 landesweit noch rund 820 Tonnen Antibiotika zur Nutzung in der Tiermedizin abgegeben, waren es 2022 im Mittelwert rund 360 Tonnen. Dies hängt auch mit einer Änderung im Arzneimittelgesetz zusammen, wonach der Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung auf das therapeutisch unverzichtbare Mindestmaß reduziert werden soll. Trotzdem besteht dem Institut der AOK zufolge immer noch die Gefahr, dass zu viele Antibiotika-Wirkstoffe mit tierischen Ausscheidungen über Kläranlagen oder als Dünger ins Oberflächen- und Grundwasser gelangen könnten.

Im Bundesland Bremen lag die Zahl der Verordnungen von Antibiotika und Reserveantibiotika unter dem Bundesdurchschnitt. Es gebe mehrere Projekte, um Ärztinnen und Ärzte zu sensibilisieren, Antibiotika zurückhaltender zu verordnen, hieß es von der AOK Bremen/Bremerhaven.