1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Hamburger Bahnhof: Kunstinstallation erinnert an Schicksal jüdischer Menschen

Hamburger Bahnhof Kunstinstallation erinnert an Schicksal jüdischer Menschen

Vor 35 Jahren schuf Christian Boltanski die Kunstinstallation „The Missing House“. Diese geht als Schenkung an den Hamburger Bahnhof. Industriekletterer montierten nun Repliken von Namensschildern.

Von dpa 25.04.2025, 15:52
Industriekletterer montieren die Kunstinstallation „The Missing House“ des Künstlers Christian Boltanski.
Industriekletterer montieren die Kunstinstallation „The Missing House“ des Künstlers Christian Boltanski. Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Berlin - 24 riesige Namensschilder erinnern an Hausfassaden in Berlin-Mitte an einstige Bewohner eines Hauses, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Industriekletterer haben einen Großteil der Schilder an Fassaden in der Großen Hamburger Straße angebracht. Sie gehören zur Installation „The Missing House“ des französischen Künstlers Christian Boltanski (1944-2021).

Bei den Schildern handelt es sich um Repliken der originalen Holztafeln. Die Original-Kunstinstallation Boltanskis soll als Objekt in die Sammlung des Hamburger Bahnhofs übergehen. 2024 war sie abgenommen und restauriert worden. „Aufgrund des fragilen Zustandes der seit knapp 35 Jahren im Freien angebrachten Schilder kam eine Wiederanbringung der Originale nicht infrage“, hieß es.

Die Installation war im Rahmen des Ausstellungsprojektes „Die Endlichkeit der Freiheit Berlin 1990“ an zwei Brandmauern entstanden. Das Museum Hamburger Bahnhof erhält sie als Schenkung von Boltanskis Ehefrau Annette Messager. 

Kunstinstallation zeigt Namensschilder von jüdischen Bewohnern

Boltanskis Kunstwerk thematisiert die NS-Zeit, den Holocaust und die Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. In dem 1911 erbauten Haus in der Großen Hamburger Straße lebten vor allem jüdische Familien, die enteignet und deportiert wurden, wie der Hamburger Bahnhof mitteilte. Andere seien bei einem Bombenangriff 1945 gestorben.

Auf den Schildern an den Fassaden sind die Namen der jüdischen und nicht jüdischen Bewohner sowie deren Berufe zu lesen. Zu sehen ist auch die Zeitspanne, in der die Menschen dort jeweils gelebt hatten. 

In den kommenden Tagen sollen die restlichen Namensschilder montiert werden. Ab dem 8. Mai, dem Gedenktag an 80 Jahre Kriegsende, könne das Publikum als Teil der „Unendlichen Ausstellung“ des Hamburger Bahnhofs etwa in selbst geführten Rundgängen mehr über das Kunstwerk erfahren. Ab 1. Juni sind am jeweils am ersten Sonntag des Monats kostenlose Werkgespräche vor Ort geplant.