Einsparungen im Haushalt Kürzungen: Steht das Berliner Gefängnistheater vor dem Aus?
Schon seit mehr als 25 Jahren stehen Inhaftierte als Theaterschauspieler in Berlin auf der Bühne - nun wurden die finanziellen Mittel gekürzt. Was die Einsparungen bedeuten.
![Noch am Freitag standen in der JVA Plötzensee Häftlinge als Schauspieler auf der Theaterbühne. (Archivbild)](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/02/10/d90126a7-ffe7-4e10-b343-ea74fb6e5860.jpeg?w=1024&auto=format)
Berlin - Das Berliner Gefängnistheater Aufbruch sorgt sich nach den Kürzungen der Justizverwaltung um seine Existenz - und die sozial wichtige Zusammenarbeit mit Inhaftierten. Derzeit ist das Theater auf der Suche nach anderen Finanzierungswegen, etwa durch Sponsoring, Drittmittel oder Bußgeld.
„Wenn wir im Mai, Juni feststellen, dass wir keine Drittmittel bekommen haben und dass auch das Sponsoring nicht reicht, dann können wir eigentlich nicht weiterarbeiten“, sagt Produktionsleiterin Sibylle Arndt der Deutschen Presse-Agentur.
Sie verweist auf den gesellschaftspolitischen Wert des Projekts. Von allen Seiten gebe es das Signal, „dass unsere Arbeit wichtig ist, dass das Publikum die Arbeit sehen will“. Es sei wichtig, dass es weiter „diese Begegnung gibt zwischen draußen und drinnen“. „Und das alles wird entzogen, wenn wir unsere Arbeit nicht mehr machen können“, erklärt Arndt die prekäre Lage.
Bisher finanzierte sich „Aufbruch“ nach eigenen Angaben zu zwei Dritteln aus Mitteln der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz und zu einem Drittel aus Mitteln der Kulturverwaltung. Das Geld aus dem Justizetat wurde um 70 Prozent gekürzt - von 202.000 auf 60.000 Euro. Die Kulturverwaltung habe die Förderung von 110.000 Euro im Jahr beibehalten.
Strukturen des Theaters bedroht
Als ein erster Schritt wurden etwa die Ticketpreise von 15 auf 18 Euro erhöht, das begrüße auch die Justizverwaltung. Allerdings sei es wichtig, ein geringes Preisniveau zu halten, um möglichst viele Menschen erreichen zu können, ist sich Arndt sicher. Die Preise weiter zu erhöhen oder gar mehr Vorstellungen anzubieten, sei aufgrund mangelnder Kapazitäten nicht möglich.
Bis vor wenigen Tagen traten die Inhaftierten mit George Orwells „1984“ im Gefängnis Plötzensee auf. Durch die prekäre Situation muss das Theater eigenen Angaben zufolge das Angebot stark minimieren. Von bisher drei bis vier Produktionen im Jahr können 2025 nach jetzigem Stand maximal zwei finanziert werden. Auch Gehälter seien bereits gekürzt und die Arbeitszeit von einigen Mitarbeitern sei reduziert worden.
Kritik an Justizverwaltung
Nach Angaben einer Sprecherin muss die Justizverwaltung im Zuge der umfangreichen Sparmaßnahmen 2025 rund 27,8 Millionen Euro einsparen. Staatssekretärin Esther Uleer spricht in Hinblick auf das Gefangenentheater im Justizausschuss Ende Januar von „teils sehr schmerzhaften Auswirkungen“ der Einsparungen. Bei Aufbruch sei auch in Erwägung gezogen worden, dass 2023 nur eine kleine Zahl an Inhaftierten an den Produktionen teilgenommen hätte - nämlich zwei Prozent.
Nach Ansicht von Sibylle Arndt schaut der Justizsenat oft nur „auf die nackten Zahlen“. Mit den Inhaftierten werde bei den Theaterprojekten über einen langen Zeitraum intensiv zusammengearbeitet. „Es ist immer eine kleine Gruppe der Gefangenen, aber es ist ein großer Effekt“, ist sich die Produktionsleiterin sicher. Solche Faktoren sollten in einer Berechnung berücksichtigt werden.
Die Haushaltskürzungen treffen auch andere Kultur-Angebote schwer. So strich etwa die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz zwei Produktionen für dieses Jahr. 2025 fällt auch der kostenfreie Museumssonntag am jeweils ersten Sonntag im Monat weg.