Missbrauchsstudie Landesbischof Meister: „Wir haben Fehler gemacht“
Die jüngst veröffentlichte Studie zur sexualisierten Gewalt hat die evangelische Kirche erschüttert. Landesbischof Meister findet nun klare Worte - auch selbstkritische.
Hannover - Hannovers Landesbischof Ralf Meister hat mit Blick auf die Studie zur sexualisierten Gewalt Versäumnisse in der evangelischen Kirche eingeräumt. „Wir haben Fehler gemacht. Wir waren nicht schnell genug. Und wir waren nicht aufmerksam genug, als wir die Studie in Auftrag gegeben haben“, sagte Meister der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Montag). „Wir sind unseren Ansprüchen und vor allem den berechtigten Ansprüchen der Betroffenen nicht gerecht geworden.“
Mindestens 2225 Betroffene und 1259 mutmaßliche Täter hatte die Untersuchung zu sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie für die vergangenen Jahrzehnte dokumentiert. Von der „Spitze der Spitze des Eisbergs“ sprach Studienleiter Martin Wazlawik von der Hochschule Hannover.
Die in der Studie ermittelten Fallzahlen basieren auf Akten der Landeskirchen und der Diakonie, außerdem flossen bei den Landeskirchen und Diakonischen Werken bekannte Fälle ein. Die Wissenschaftler konnten aber nicht die Personalakten aller Pfarrer und Diakone auswerten, sondern in erster Linie Disziplinarakten.
Dass nicht alle Personalakten ausgewertet wurden, hatte für Kritik gesorgt. Dazu sagte Meister nun, es sei klar geworden, „dass es in der Kürze der Zeit mit unserem Personal nicht möglich sein würde, alle Personalakten einzubeziehen. Es geht dabei um Zehntausende von Dokumenten aus mehr als 70 Jahren - eine kaum zu überblickende Fülle.“
Für eine umfassende Aufklärung seien alle Landeskirchen „klar bereit, die Aktenbestände zu erfassen, die der Forschungsverbund zur Ermittlung von validen Gesamtzahlen angemahnt hatte“, erläuterte Meister. Das genaue Vorgehen werde auf EKD-Ebene geklärt.