Bildungsvorschlag Lehrerverband lehnt Abschaffung von Ziffernnoten ab
Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kirchen, Schulen und Kommunen haben Ende Juni zahlreiche Bildungsvorschläge für Sachsen vorgelegt. Darunter ist auch eine Abschaffung von Ziffernnoten. Kritik kommt vom Sächsischen Lehrerverband.
Dresden - Die Benotung von 1 bis 6 soll in Sachsen in allen Fächern bis Klasse 8 aus Sicht des Sächsischen Lehrerverbands (SLV) beibehalten werden. „Erfahrungsgemäß benötigen auch Schüler an Oberschulen zur Lernförderung strukturelle Vorgaben und eine klare Orientierung, die ihnen eine Bewertung nach Notenskala bieten kann“, sagte die stellvertretende SLV-Landesvorsitzende Petra Müller am Mittwoch. Es sei Schülern sehr schwer zu vermitteln, dass sie ab Klasse 8 mit Noten von 1 bis 6 bewertet würden, wenn zuvor nur Worturteile abgegeben wurden.
Expertenräte hatten Ende Juni eine Abschaffung von Ziffernnoten bis Klassen 8 vorgeschlagen. Sie schlugen für das vom Kultusministerium initiierte Projekt „Bildungsland Sachsen 2023“ insgesamt 218 Maßnahmen vor, die Abschaffung von Noten war eine davon. Die Vorschläge sollen nun bis November in fünf regionalen Bildungsforen mit insgesamt 200 Menschen diskutiert und einem Praxischeck unterzogen werden. Der Sächsische Lehrerverband war in den Expertenräten mit dem Landesvorsitzenden Michael Jung vertreten, er war aber nicht in der Arbeitsgruppe „Lernen“, die die Abschaffung der Noten vorgeschlagen hatte.
Aus Sicht des SLV ist das etablierte System der Ziffernbenotung „mit dem gegliederten, durchlässigen und leistungsgerechten sächsischen Schulsystem, das sich in der Vergangenheit stets bewährt hat“, eng verbunden. Abitur- und Abschlussnoten seien das wichtigste Entscheidungskriterium bei der Auswahl von Studierenden und Auszubildenden. Deshalb könne keine Schule auf Abschlusszeugnisse mit Ziffernnoten verzichten.
Wort-Beurteilungen hätten zur Folge, dass am Ende nur rechtlich abgesicherte „Floskeln und Wortschablonen“ verwendet werden könnten. Hinzu komme, dass sie vor allem für Eltern und Schülern, deren Herkunftssprache nicht Deutsch sei, schwer zu interpretieren seien.
Das sächsische Kultusministerium wollte die Empfehlungen auf Anfrage nicht bewerten. Dies sei zunächst die Aufgabe der Bildungsforen. Dem Ministerium zufolge wird sich das Projekt noch bis Ende des Jahres hinziehen.