Rockerclub aufgelöst: Polizei sieht Gefahr nicht gebannt Mächtiger Hells-Angels-Club in Hannover ist Geschichte
Die Hells Angels haben ihren Club in Hannover aufgelöst. Vorangegangen waren eine Polizeirazzia, schwere Vorwürfe gegen den Präsidenten und eine Verbotsdrohung der Politik. Kapitulieren die Höllenengel nun oder ist alles nur Taktik?
Hannover (dpa) l Nach einer bundesweiten Serie von Razzien und einem diskutierten Verbot von Rockergruppen haben die Hells Angels ihren deutschlandweit tonangebenden Orts-club in Hannover aufgelöst.
Angesichts des wachsenden Drucks hatten sich in den vergangenen Wochen bereits Hells-Angels-Clubs in Berlin, Potsdam und Bremen aufgelöst, andere waren zuvor verboten worden. Das Gründen von Nachfolgeorganisationen aber schließt die Polizei nicht aus. In einem taktischen Zug könnten die Rocker in Hannover einem Vereinsverbot zuvorgekommen sein, um dessen Vermögen zu retten, hieß es.
"Die Möglichkeit gibt es, dass eine Nachfolgeorganisation geschaffen wird", sagte Hannovers Polizeipräsident Axel Brockmann. Auch könnten sich die hannoverschen Hells Angels-Mitglieder zu anderen Unterorganisationen hin orientieren.
Frank Hanebuth beteuerte, das Aus für den Rockerclub in Hannover sei definitiv. "Wir haben den Charter geschlossen, das ist nicht die Frage. Der bleibt auch zu, das ist kein Trick, der wird nicht wieder eröffnet in ein paar Monaten", sagte Hannovers Hells-Angels-Präsident.
Die Polizei betrachtet die Auflösung mit Skepsis. "Das Geschäft mit Drogen, Waffen und Prostitution ist für viele Rocker immer noch zu lukrativ, als dass sie es von heute auf morgen aufgeben", erklärte der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt. Vorsichtig sollte man jedoch weiter mit dem Verbot von Rockerclubs umgehen. "Die Typen werden nämlich eher dazu neigen, weiterhin ihren kriminellen Geschäften nachzugehen als einen Häkelclub zu gründen." Eher müsse die Szene mit weiteren Razzien und harten Strafen abgeschreckt werden.
Der als bundesweiter Strippenzieher der Hells Angels geltende Hanebuth hatte sich Ende vergangenen Jahres aus Hannovers Rotlichtviertel zurückgezogen. Es habe in den vergangenen Monaten nach dem Ende der offensichtlichen Hells-Angels-Präsenz im Rotlicht- und Ausgehviertel von Hannover allerdings keinerlei "Machtkämpfe im Milieu" oder Ähnliches gegeben, so Polizeipräsident Brockmann.
Der von der Polizei als "überraschend" bezeichneten Auflösung war vor gut einem Monat eine spektakuläre, aber zunächst ergebnislose Razzia bei Hanebuth vorangegangen. Kürzlich war der Hells-Angels-Präsident vor dem Kieler Landgericht von einem Ex-Rocker bezichtigt worden, einen Mord in Auftrag gegeben zu haben - sein Anwalt wies den Vorwurf zurück. In der vergangenen Woche hatte die Landesregierung angekündigt, ein Verbotsverfahren gegen die Hells Angels prüfen zu wollen.