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Handball Magdeburgs Trainer: „Attentat hat mich geerdet“

Der Anschlag von Magdeburg wirkt sich auch auf die Handballer aus. Ein Spieler war direkt vor Ort, Trainer Wiegert beklagt Verletzte im Bekanntenkreis.

Von dpa 12.02.2025, 12:14
Trainer Bennet Wiegert vom SC Magdeburg berührt der Anschlag immer noch sehr
Trainer Bennet Wiegert vom SC Magdeburg berührt der Anschlag immer noch sehr Marco Wolf/dpa

Magdeburg - Für Trainer Bennet Wiegert vom deutschen Handball-Meister SC Magdeburg hat das Attentat von Magdeburg nachhaltige Konsequenzen. „Mich hat dieses Attentat geerdet. Ich rege mich im Handball über so viel Scheiße auf, was im Vergleich dazu Bagatellen sind. Das relativiert sich dann doch“, sagte der 43-Jährige der „Sport Bild“. 

Am 20. Dezember 2024 hatte ein Attentäter mit einer Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtmarkt sechs Menschen getötet und über 300 Menschen verletzt.

Magdeburger Spieler Augenzeuge 

Magdeburgs Spieler Antonio Serradilla war dabei einen Meter von dem Auto des Attentäters entfernt gewesen. Wiegert habe den Spanier sofort angerufen, der „nur geschrien und geweint“ habe. Er selbst hatte in der WhatsApp-Gruppe der Mannschaft gebeten, dass sich jeder Spieler bei ihm melden solle. 

Dem „Spiegel“ berichtete Serradilla, wie er den Anschlag erlebte. Er habe gesehen, wie das Auto durch die Menge raste, habe die Menschen gesehen, „wie sie vom Auto getroffen wurden“, sagte der 26-Jährige. „Ich werde nie das Bild vergessen, wie ein Vater mit einem gebrochenen Bein seinen Sohn in den Armen hielt; der Kleine war blutüberströmt.“

Wiegert : „Dem Verbrechen keine Kraft geben“

Trotz des Vorfalls war der SCM-Trainer Wiegert darauf bedacht, die zwei Tage später angesetzte Partie gegen den ThSV Eisenach durchzuziehen. „Ich wollte mich von einem Anschlag nicht beeinträchtigen oder nötigen lassen, dem Verbrechen keine Kraft geben“, sagte Wiegert, „das war ein Fehler“.

Dem Trainer wurden immer mehr Bilder aufs Handy geschickt, sodass er bald den Eindruck hatte, „dass man dabei war, ohne dabei gewesen zu sein“. Zumal sich auch Bekannte der Familie Wiegert unter den Verletzten befanden. 

Und auch beim Mannschaftstraining am Tag danach war seine erste Entscheidung schnell hinfällig. Nach zehn Sekunden war dem Trainer klar: „Hier spielt keiner mehr. Die Verunsicherung und die Sorgen waren förmlich zu greifen.“ Die anstehenden zwei Spiele wurden verschoben und die Mannschaft stellte am 22. Dezember Kerzen an der Johanneskirche auf. „Das hat mit uns als Mannschaft noch etwas gemacht.“