Jahreswechsel in Berlin Massives Polizeiaufgebot und Wasserrohrbruch zu Silvester
Das Sicherheitskonzept scheint aufgegangen zu sein. Dennoch kommt es in der Silvesternacht in Berlin zu einzelnen Tumulten und Festnahmen. Für einen Schreckmoment kommt es für viele am Wasserhahn.
Berlin - Trotz vereinzelter Tumulte und Festnahmen ist die Berliner Silvesternacht zunächst verhältnismäßig ruhig geblieben. Für einen Schreckmoment sorgte ein Rohrschaden in Wedding, infolgedessen weite Teile der Hauptstadt zeitweilig kein Wasser hatten. Kurz vor Mitternacht gaben die Berliner Wasserbetriebe aber wieder Entwarnung.
Bereits im Laufe des Silvesterabends kam es zu ersten Festnahmen. In Wedding beschoss ein 13-Jähriger Einsatzkräfte mit einer Rakete, wie die Polizei auf der Plattform X mitteilte. Er sei zunächst mit einem Begleiter geflohen, die beiden seien aber in Gewahrsam genommen und von ihren Eltern abgeholt worden.
Schreckschusspistolen und Schwerverletzte in Unfallkrankenhaus
In Schöneberg nahmen Beamte einen 24-Jährigen fest, der illegale Pyrotechnik zünden wollte, wie die Polizei bei X schrieb. Die Bundespolizei beschlagnahmte mehrere Schreckschusspistolen. Am Bahnhof Alexanderplatz stellte sie in den ersten Stunden des Abends knapp 20 Straftaten fest und stellte mehrere gefährliche Gegenstände und Waffen sicher, wie es bei X hieß. Insgesamt habe es rund 330 Festnahmen gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Bei den meisten Festnahmen sei es um Verstöße gegen das Sprengstoff- oder Waffengesetz der Grund gegangen.
Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte seien auch mit Pyrotechnik beschossen worden. 13 Polizisten wurden verletzt. Einer sei schwer getroffen worden, mutmaßlich von einem illegalen Böller, sagte der Polizeisprecher. Der Verletzte musste in der Nacht am Bein operiert werden.
Trotzdem zog die Polizei eine vergleichsweise positive Bilanz. Die geplanten Konzepte, insbesondere die Böllerverbotszonen, hätten gegriffen, sagte ein Sprecher der Polizei der dpa. Es habe keine größeren Gewalttätigkeiten gegeben und es habe sich ausgezahlt, dass Polizisten Feuerwehrleute bei Einsätzen geschützt hätten, sagte ein weiterer Polizeisprecher in einem auf X veröffentlichten Video.
Das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) meldete bei X gegen kurz vor 1.00 Uhr bereits acht Verletzte durch Böller, darunter Schwerstverletzte durch selbstgebastelte Sprengkörper. Personen kämen etwa mit schweren Handverletzungen wie dem Verlust von Fingern oder Teilen der Hand.
Tumulte am Hermannplatz, Wasserrohrschaden in Wedding
Am Hermannplatz in Neukölln gab es kurz nach Mitternacht einzelne Tumulte. In Seitenstraßen der Sonnenallee gab es laut einem dpa-Reporter Versuche, aus Feuerwerk Barrikaden zu errichten, die die Feuerwehr aber gelöscht habe.
Am Alexanderplatz in Mitte hielt die Polizei eigenen Angaben zufolge eine Gruppe davon ab, Böller zu zünden und drängte einige Menschen in Richtung Bahnhof ab. Ein dpa-Reporter berichtete, zwischen dem Roten Rathaus und dem Fernsehturm sei die Fläche geräumt worden. Menschen mit Feuerwerk seien um Mitternacht direkt am S-Bahnhof Alexanderplatz auf einem schmalen Korridor zusammengeschoben worden. Die Polizei gab an, den Platz nicht geräumt zu haben. Es sei durch Platzverweise und Beleuchtung zu einer allgemeinen Lageberuhigung gekommen.
Gegen 20.00 Uhr hatten sich Berichte über ausgefallenes Wasser in der Stadt gehäuft. In Kreuzberg, Schöneberg, Charlottenburg, Wedding, Wilmersdorf, Prenzlauer Berg, Frohnau, Mitte und Moabit waren Haushalte betroffen.
Grund war ein Rohrschaden in der Seestraße im Stadtteil Wedding, wie die Berliner Wasserbetriebe auf X mitteilten. Ein Rohr einer zentralen Versorgungsleitung, wahrscheinlich mit einem Durchmesser von mindestens 60 Zentimetern, war gebrochen. Experten schlossen Ventile vor und hinter dem Schaden, der Wasserdruck baute sich den Angaben zufolge langsam wieder auf.
Auch die Löschwasserversorgung war zeitweilig betroffen, wie ein Feuerwehrsprecher der dpa sagte. Die Feuerwehr griff auf bestehende Reserven in Tanklöschfahrzeugen zurück.
Wieder Böllerverbotszonen eingerichtet
Wie im Vorjahr waren im Schöneberger Steinmetzkiez, am Alexanderplatz und in Teilen der Sonnenallee nebst Nebenstraßen in Neukölln erneut Böllerverbotszonen eingerichtet worden. Böller und Raketen durften hier nicht gezündet werden, erlaubt waren allenfalls Material wie Knallerbsen oder Wunderkerzen. Gleiches galt für den Bereich der kommerziellen Silvesterparty am Brandenburger Tor.
Dort feierten Zehntausende bei Temperaturen knapp über 0 Grad mit einem Höhenfeuerwerk gemeinsam ins neue Jahr. Zum Silvester-Showprogramm gehörten Auftritte der Rapperin Shirin David („Bauch Beine Po“) und weiterer Stars wie Maite Kelly, Bausa, Esther Graf und Peter Schilling.
„Atzen und Barbies“ am Brandenburger Tor
David promotete ihr neues Album „Schlau aber Blond“, das Ende Januar erscheinen soll. Auf der Bühne präsentierte sie mit dem Berliner Rapper Ski Aggu als Überraschungsgast einen neuen gemeinsamen Song mit dem Titel „Atzen und Barbies“. Anschließend bedankte sie sich bei den Sicherheitskräften, der Polizei und der Feuerwehr für ihren Einsatz an Silvester.
Laut Veranstalter kamen 60.000 Menschen zu der traditionellen Silvesterparty. Die Festmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule sei für 65.000 Menschen ausgelegt. Gegen Mitternacht wurde es laut Polizei am vorderen Teil um das Brandenburger Tor recht voll.
Rund 4.000 Polizisten im Einsatz
Insgesamt sollten rund 4.000 Polizistinnen und Polizisten in der Silvesternacht für Sicherheit sorgen - etwa so viele wie vor einem Jahr. Unterstützt wird Berlin dabei mit rund 700 Kräften von der Bundespolizei und anderen Bundesländern. Feuerwehr und Hilfsorganisationen wollen mit insgesamt mehr als 1.500 Einsatzkräften für Notfälle bereit sein.