Mitgliederversammlung Tierseuchen bringen Schweinehaltern Verluste
Noch zu Jahresbeginn deutete sich für die deutschen Schweinehalter wieder eine Markterholung an. Dann kam die Maul- und Klauenseuche - und viele Sorgen sind wieder auf der Tagesordnung.
Osnabrück - Ob Maul- und Klauenseuche oder die Afrikanische Schweinepest: Die Schweinehalter in ganz Deutschland haben zuletzt die Folgen dieser beiden Tierseuchen zu spüren bekommen, auch wenn ihre Tiere gesund blieben. Denn die aufgrund der Tierkrankheiten verhängten Handelsbeschränkungen treffen die Branche insgesamt, erklärte der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), Torsten Staack, anlässlich der ISN-Mitgliederversammlung in Osnabrück.
Wichtige Märkte weggebrochen
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hochansteckende Viruserkrankung. Für den Menschen ist sie ungefährlich, anstecken können sich vor allem Klauentiere wie Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) führt bei infizierten Wild- und Hausschweinen zu einer schweren Erkrankung, die fast immer tödlich ist. Für Menschen und andere Haustierarten ist die ASP nicht gefährlich. Einen Impfstoff gibt es nicht.
Nach dem MKS-Ausbruch bei einer Wasserbüffelherde in Brandenburg im Januar sind laut Staack viele wichtige Exportmärkte für deutsches Schweinefleisch außerhalb der Europäischen Union über Nacht weggefallen. „Wenn ein infizierter Wasserbüffel in der Nähe von Berlin entdeckt wird, dann merkt das der Schweinehalter an der dänischen oder österreichischen Grenze sofort im Portemonnaie“, sagte Staack.
Handelsbeschränkungen bei Afrikanischer Schweinepest
Die ASP wurde in einigen Bundesländern bei Wildschweinen und vereinzelt bei Hausschweinen festgestellt. In betroffenen Regionen gelten Handelsbeschränkungen für Schweinehalter, auch wenn ihre Tiere gesund sind, sagte Staack.
Betriebe, die innerhalb der von den Behörden festgelegten Sperrgebieten liegen, hätten große Probleme, ihre gesunden Tiere zu vermarkten, sagte Staack. „Ein Betrieb, der alles richtig gemacht hat, der nur in dem Restriktionsgebiet liegt, dessen Schweine sind praktisch wertlos oder deutlich wertgemindert, und dagegen können sie sich nicht wirklich absichern.“
Appelle an Politik und Handelspartner
Die ISN sieht hier die Politik, aber auch die Abnehmer von Fleisch- und Wurstwaren im Lebensmittelhandel in der Verantwortung. Die Vorgaben zur Seuchenbekämpfung müssten angepasst werden, und der Handel und Gastronomie müssten das unbedenkliche Fleisch aus den Restriktionsgebieten vorbehaltlos annehmen, lautete die Forderung auf der Mitgliederversammlung.
Die ASP in Deutschland beschäftigt die Schweinehalter bereits seit September 2020, als sie erstmals bei einem Wildschwein in Brandenburg nachgewiesen wurde. Die Maul- und Klauenseuche habe die Branche zu Jahresbeginn in einer Phase getroffen, in der viele Betriebe wieder auf eine Markterholung gehofft hätten, sagte Staack.
Millionenschaden befürchtet
Wegen der Feiertage sei das Geschäft um Weihnachten und den Jahreswechsel herum für die Landwirte eher schwierig - zu Jahresanfang sei der Schlachtpreis um zehn Cent pro Kilogramm zurückgegangen. Nach dem Ausbruch der MKS seien die Schlachtpreise nochmals um zehn Cent auf nun 1,72 Euro pro Kilo Schlachtgewicht gesunken, erklärte Staack.
Es werde bestimmt noch ein halbes Jahr dauern, bis diese Märkte wieder für die deutschen Schweineerzeuger offen seien. Die wirtschaftlichen Schäden aufgrund der nach dem Ausbruch der MKS verhängten Handelsbeschränkungen für die Branche bezifferte Staack allein für die ersten drei Monate auf rund 100 Millionen Euro.
Zahl der Betriebe sinkt
Laut ISN ist die Zahl der Schweinehalter in Deutschland schon seit Jahren rückläufig - von 2014 bis zum November 2024 sei sie um 41,7 Prozent auf 15.600 Betriebe gesunken. Die Zahl der Tiere ging seit 2014 um 25,2 Prozent (7,2 Millionen Tiere) zurück und liegt jetzt bei rund 21,2 Millionen, stellte die ISN unter Bezug auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes fest. Damit einher gehe der Trend zu größeren Betrieben: Im Durchschnitt habe ein Betrieb im Jahr 2014 1.100 Schweine gehalten, 2024 seien es 1.400 Tiere gewesen.
Von März 2020 bis Anfang Februar 2022 mussten die Schweinehalter mit extrem niedrigen Erzeugerpreisen klarkommen, hieß es von der ISN. Danach stiegen die Preise wieder deutlich an - allerdings stiegen in dem Zeitraum auch die Kosten deutlich. Inzwischen haben sich laut ISN die Preise für Futter und Energie wieder einigermaßen normalisiert. Aber die Kosten für Personal, Gebäude oder Tierärzte seien dauerhaft hoch. Die derzeitigen Erlöse für Schlachtschweine und in der Ferkelerzeugung decken laut ISN die Kosten für die Betriebe bei weitem nicht.