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Arbeitsmarkt Mehr Arbeitslose in Sachsen - Anstieg auf 7 Prozent erwartet

Die schwierige Lage vieler Unternehmen lässt die Arbeitslosenzahl steigen. Auch für 2025 wird eine ähnliche Entwicklung vorhergesagt.

Von dpa 03.01.2025, 09:55
Klaus-Peter Hansen, Chef der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit, rechnet in diesem Jahr mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit.
Klaus-Peter Hansen, Chef der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit, rechnet in diesem Jahr mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Jasmin Beisiegel/dpa

Chemnitz - Im neuen Jahr rechnet die Bundesagentur für Arbeit mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit in Sachsen. „Ich gehe davon aus, dass die Arbeitslosenquote 2025 deutlich über 7 Prozent liegen wird“, sagte Klaus-Peter Hansen, Chef der Regionaldirektion Sachsen. In Chemnitz und dem Landkreis Görlitz werde man sich - vielleicht auch nur vorübergehend - auf zweistellige Quoten einstellen müssen.

Im vergangenen Jahr lag die Arbeitslosenquote im Freistaat demnach fast durchgehend bei 6,5 Prozent. Hansen sprach von einer Seitwärtsbewegung des Arbeitsmarktes im Jahresverlauf. „Wir sind in das Jahr 2024 mit 141.000 Arbeitslosen gestartet, jetzt haben wir 140.000“, sagte Hansen.

„Die wirtschaftliche Entwicklung und die globalen Unsicherheiten haben sich auf dem sächsischen Arbeitsmarkt ausgewirkt.“ Dadurch sei die Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf gestiegen und die Bereitschaft der Unternehmen, Mitarbeiter einzustellen, gesunken.

Deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr

Im Dezember lag die Zahl der Arbeitslosen bei mehr als 140.000. Das waren fast 1.900 Menschen mehr (plus 1,4 Prozent) als im November und knapp 8.300 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten blieb hingegen mit einem leichten Rückgang auf hohem Niveau.

Im regionalen Vergleich sind zuletzt die Arbeitslosenzahlen im Erzgebirgskreis und dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge am stärksten gestiegen mit plus 4,3 und plus 3,8 Prozent. Allerdings bleiben beide Landkreise sachsenweit die Regionen mit den niedrigsten Arbeitslosenquoten. Am höchsten ist die Arbeitslosigkeit im Landkreis Görlitz (8,8 Prozent) und der Stadt Chemnitz (9,0).

Bei Integration „Turbo gezündet“

Eine Gruppe, die in den letzten Jahren das Bild sehr stark determiniert habe, seien die Menschen mit Migrationshintergrund, so Hansen. Sie machen gut ein Viertel der Arbeitslosen in Sachsen aus. 

2024 sei aber die Integrationsstrategie geändert worden. „Wir haben den Turbo gezündet“, sagte Hansen. Der Gedanke „Work first“, also so schnell wie möglich einen Arbeitsplatz zu finden, bleibe auch künftig das Ziel. 

Besonders die Entwicklung bei den Ukrainerinnen und Ukrainern hob Hansen hervor. Sie würden derzeit alle Rekorde schlagen. In den letzten zwei Jahren sei es doppelt so schnell gelaufen wie üblicherweise. Im Schnitt dauere eine Arbeitsmarktintegration sieben bis zehn Jahre. Inzwischen sind seinen Angaben nach 12.000 Ukrainerinnen und Ukrainern beschäftigt, und damit leicht mehr als arbeitslos gemeldet sind.

Mehr als 50.000 Langzeitarbeitslose

In jeder Rezessionsphase hätten es „Menschen, die einen Rucksack mit sich schleppen“, schwerer. Fehlende Qualifikation, Alter, soziale Verwerfungen, gesundheitliche Einschränkungen und mangelnde Qualifikation stellen aus Sicht der Arbeitgeber ein Risiko dar, besonders in schwierigen Zeiten bevorzugen sie andere Bewerber.

So stieg etwa die Zahl der Langzeitarbeitslosen 2024 auf rund 50.500 (2023: 46.200) und die der Menschen mit einer schweren Behinderung auf rund 9.100 (2023: 8.600).

Schwierigkeiten bereitet der Arbeitsmarkt aktuell auch den jüngeren Generationen. Rund 13.700 Menschen unter 25 Jahren haben den Angaben nach in Sachsen keinen Job. Hansen nannte als Gründe den höheren Kündigungsschutz für länger Angestellte und fehlende Arbeitserfahrung.