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DLRG Mehr Hilfe für die Helfer

Unwetter, Starkregen, Überschwemmung - diese Ereignisse häufen sich. Tausende ehrenamtliche Retter sind dann im Einsatz. Und die haben ein Problem.

Von Thomas Strünkelnberg, dpa 22.12.2024, 06:00
Beim Weihnachtshochwasser um den Jahreswechsel 2023/2024 erhielten die ehrenamtlichen Wasserretter viel Applaus von der Politik, wie DLRG-Präsidentin Vogt sagt. Dabei bräuchten sie vor allem mehr Unterstützung. (Archivbild)
Beim Weihnachtshochwasser um den Jahreswechsel 2023/2024 erhielten die ehrenamtlichen Wasserretter viel Applaus von der Politik, wie DLRG-Präsidentin Vogt sagt. Dabei bräuchten sie vor allem mehr Unterstützung. (Archivbild) Philipp Schulze/dpa

Bad Nenndorf - Ein Jahr nach dem Weihnachtshochwasser in Niedersachsen und anderen Ländern fordert die DLRG mehr Unterstützung für ehrenamtliche Wasserretter. Im Vergleich mit Feuerwehren und Technischem Hilfswerk gebe es teils erhebliche Unterschiede beim Versicherungsschutz, bei der Freistellung von der Arbeit, der Lohnfortzahlung sowie bei finanziellen Entschädigungen, sagte die Präsidentin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Ute Vogt, der Deutschen Presse-Agentur. „Dieser Missstand muss behoben werden, damit für gleiches Engagement auch die gleichen Rechte gelten“, forderte sie.

„Viel Applaus aus der Politik“

Vom Weihnachtshochwasser waren rund um den Jahreswechsel 2023/2024 wochenlang weite Teile Niedersachsens betroffen, zahlreiche Pegel lagen über der höchsten Meldestufe. Hunderte von Menschen mussten ihre Häuser zwischenzeitlich verlassen. Im Laufe des Jahres kam es zu weiteren Überschwemmungen, darunter in Süddeutschland. Ereignisse wie Hitze, Dürre, Starkregen und Hochwasser werden wegen des Klimawandels häufiger und heftiger.

„Damals haben die Einsatzkräfte wieder einmal viel Applaus aus der Politik erhalten, doch für ihre persönlichen Belange hat man sich danach zu wenig interessiert“, kritisierte Vogt. Allein an den Einsätzen um den Jahreswechsel waren den Angaben zufolge rund 2.000 Helferinnen und Helfer der DLRG beteiligt, die meisten in Niedersachsen. 

Zahl der Ertrunkenen gestiegen

Laut DLRG starben im laufenden Jahr in den Hochwassergebieten mehrere Menschen im Wasser - das sei einer der Gründe, warum die Zahl tödlicher Unfälle in Gewässern bis zum Ende des vergangenen Sommers im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gestiegen sei. Zum Stichtag 10. September zählte die Organisation 353 Ertrunkene, 75 mehr als im Vorjahreszeitraum. Vor allem Badeunfälle sorgten für den Anstieg. Die Zahlen für das Gesamtjahr will der Verband im Frühjahr veröffentlichen.

Zwar sei der Katastrophenschutz Ländersache, sagte Vogt. Sie sieht aber auch die Bundespolitik in der Pflicht: „Im Verteidigungs- und Spannungsfall verfügt der Bund als verantwortliche Instanz für den Zivilschutz über Ehrenamtliche aus 16 Bundesländern und wäre mit ebenso vielen unterschiedlichen Regelungen konfrontiert.“ Daher müsse die nächste Bundesregierung zusammen mit der Innenministerkonferenz die Angleichung der Rahmenbedingungen für die Helferinnen und Helfer im Bevölkerungsschutz „sichtbar vorantreiben“.

DLRG regt Hochwasserausbildungszentrum an

Auf Unterstützung baut die DLRG-Präsidentin auch in der Frage der Sicherheit der Einsatzkräfte, die sich bei Hochwassereinsätzen immer wieder selbst in Gefahr begäben. „Neben einer guten Ausrüstung, die wir in der Wasserrettung immer noch zu oft selbst finanzieren müssen, braucht es realistische Trainingsmöglichkeiten, um im Einsatzfall sicher agieren zu können“, forderte Vogt. Das gelte auch für Feuerwehren, Bundeswehr und andere Hilfsorganisationen. 

Für Abhilfe könne ein Hochwasserausbildungszentrum sorgen, in dem Hochwasserszenarien simuliert und geübt würden - etwa Rettungseinsätze aus Kellern, von Balkonen und von Dächern in stark überfluteten Orten. „Ein solches Ausbildungszentrum wäre in der EU einmalig“, sagte Vogt. Laut einer DLRG-Machbarkeitsstudie werden für den Bau eines Ausbildungszentrums etwa 50 Millionen Euro benötigt, jährlich knapp 7,5 Millionen Euro an Betriebskosten kommen demnach hinzu. „Das ist für uns als ehrenamtliche Organisation, die sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert, nicht finanzierbar“, betonte die DLRG-Präsidentin. „Doch wir sind von der Notwendigkeit solcher Trainingsstätten überzeugt.“

Bevölkerung vorbereiten

Auch müsse sich der Bund angesichts häufigerer Extremwettereignisse wie Starkregen mehr dafür einsetzen, die Bevölkerung auf Notlagen vorzubereiten, mahnte Vogt. Ausbildungskurse zur Selbst- und Fremdhilfe würden zwar bundesweit gefördert, dies reiche aber bei weitem nicht aus. Aus ihrer Sicht wäre „das Zehnfache“ nötig.