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Mordprozess Mord in Speicherruine: Neuneinhalb Jahre Jugendstrafe

Es ging um Geld für ein Moped und sexuelle Ausnutzung. Ein junger Mann lockt einen Freund in eine Speicherruine in Leipzig und tötet ihn. Das Landgericht wertet die Tat als Mord.

Von dpa Aktualisiert: 09.09.2024, 11:48
Ein 20-Jähriger wurde wegen der Ermordung eines 25-Jährigen verurteilt. (Archivbild)
Ein 20-Jähriger wurde wegen der Ermordung eines 25-Jährigen verurteilt. (Archivbild) André Jahnke/dpa

Leipzig - Für die Tötung eines 25-Jährigen in einem heruntergekommenen Getreidespeicher in Leipzig ist ein 20-Jähriger wegen Mordes verurteilt worden. Das Landgericht verhängte gegen den jungen Mann eine Freiheitsstrafe von neuneinhalb Jahren nach Jugendstrafrecht. „Er allein ist schuld, dass ein Mensch nicht mehr lebt und, dass ein Kind keine Chance hat, seinen Vater kennenzulernen“, sagte der Vorsitzende Richter Bernd Gicklhorn. Das Gericht erkannte das Mordmerkmal der Heimtücke.

Nach Überzeugung der Strafkammer hatte der Angeklagte den 25 Jahre alten Vater eines damals zweijährigen Sohnes Ende Juni 2023 mit der Aussicht auf ein sexuelles Abenteuer in die Speicherruine gelockt. Dort fesselte er das Opfer, das in ihn verliebt gewesen war, klebte ihm eine Socke auf den Mund und stieß den 25-Jährigen in eine mit Wasser gefüllte Betonwanne. Der Mann erstickte qualvoll. Erst vier Wochen später wurde die bereits leicht verweste Leiche entdeckt. Opfer und Angeklagter sind Deutsche.

Das Gericht blieb damit knapp unter den Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Nebenklage. Diese hatten neben Heimtücke auch die Mordmerkmale der Habgier und Ermöglichung einer anderen Straftat gesehen und zehn Jahre Freiheitsstrafe gefordert. Dem folgte das Gericht aber nicht. Die Verteidigung hatte auf achteinhalb Jahre plädiert. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der Rechtsanwalt des Angeklagten und die Staatsanwaltschaft kündigten an, Rechtsmittel prüfen zu wollen.

Der Angeklagte hatte im Prozess die Tat eingeräumt. Zunächst hatte er über seinen Verteidiger erklärt, er habe dem Opfer eine Lektion erteilen wollen, weil dieses ihm mit einem versprochenen 6.000-Euro-Darlehen für ein neues Moped nur hingehalten habe. Später räumte der Angeklagte ein, dass er den 25-Jährigen vor allem dafür habe bestrafen wollen, dass dieser ihn sexuell benutzt habe. In seinen letzten Worten sagte der 20-Jährige, er wolle mit dem Urteil mit der Aufarbeitung der Tat und seiner Rehabilitierung beginnen.