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Mann seit 25 Jahren vermisst Mordprozess ohne Leiche: 51-Jähriger vor Gericht

Ein Mann kommt aus dem Urlaub zurück und verschwindet kurz darauf aus Berlin. Sein Koffer steht in der Wohnung, sein Pass liegt da. Viele Jahre später führen Hinweise zu einem Strafverfahren.

Von dpa 30.09.2024, 15:13
Rund 25 Jahre nach dem Verschwinden eines Mannes hat ein Mordprozess begonnen. (Archivfoto)
Rund 25 Jahre nach dem Verschwinden eines Mannes hat ein Mordprozess begonnen. (Archivfoto) Jens Kalaene/dpa

Berlin - Rund 25 Jahre nach dem Verschwinden eines Mannes steht ein 51-Jähriger vor dem Berliner Landgericht. Die Anklage lautet auf Mord. Aus Habgier und heimtückisch soll der 51-Jährige im Juli 1999 einen damals 26-Jährigen durch Schläge mit einem Hammer getötet haben. Hintergrund sei eine Geldforderung des mutmaßlichen Opfers gewesen. Der Verteidiger erklärte, sein Mandant weise den Vorwurf „vollumfänglich zurück“. Er bedauere allerdings, durch damalige Äußerungen zu dem Verfahren beigetragen zu haben.

Bei dem mutmaßlichen Opfer handelt es sich um einen im Libanon geborenen Mann. Er war nach einem Urlaub in seinem Geburtsland am 14. Juli 1999 nach Berlin zurückgekehrt und seitdem nicht mehr gesehen worden. Er habe das Gepäck in seiner Wohnung abgestellt - Koffer und Pass seien gefunden worden. Der Mann sei laut Ermittlungen in ein Restaurant in Berlin-Zehlendorf, danach vermutlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Falkensee gefahren. Seitdem fehlt jede Spur von dem Vermissten.

In einem Auto mit einem Hammer attackiert?

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich der deutsche Angeklagte und das mutmaßliche Opfer im Zusammenhang mit einem zuvor erfolgten Verkauf einer Pizzeria in Falkensee trafen. Der damals 26-Jährige habe eine Summe von 30.000 DM erwartet, der Angeklagte sei nicht gewillt gewesen, diese Summe zu zahlen. In einem Auto habe er ihn mit einem Hammer attackiert und tödlich getroffen.

Nach einer Vermisstenanzeige seien Ermittlungen aufgenommen worden, auch der Angeklagte sei als Zeuge befragt worden, sagte nun im Prozess eine Kriminalbeamtin. Es hätten sich allerdings keine „weiterführenden Verdachtsmomente“ ergeben. Im Januar 2001 sei das Verfahren vorläufig eingestellt worden. Bis 2018 Hinweise von einem Bekannten des Angeklagten und seiner ehemaligen Verlobten gekommen seien.

Angeklagter schilderte Varianten - unter Alkohol?

Der Angeklagte soll ihnen gegenüber von seiner angeblichen Täterschaft berichtet, dabei aber sich widersprechende Varianten geschildert haben. In einem Fall sei ein Mittäter genannt worden. Im Juli 2019 seien beide Männer festgenommen worden, vier Monate später seien die Haftbefehle aufgehoben worden. Im Fall des zunächst als Mittäters eingestuften Mannes lehnten Richter die Eröffnung eines Hauptverfahrens ab. 

Der Verteidiger sagte, auch sein Mandant sei „zu Unrecht einem Verfahren ausgesetzt“. Erheblich alkoholisiert habe er gegenüber einem Bekannten zu dem Verschwinden des damals 26-Jährigen etwas gesagt. Es gebe „keine Leiche, keinen Tatort, keine Tatwaffe, wir wissen gar nichts“. Es sei unklar, ob es sich überhaupt um einen Tötungsfall handele. Der Prozess wird am 11. Oktober fortgesetzt.