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Emden Neue Ausstellung zur Filmemacherin Helma Sanders-Brahms

Emanzipation, Arbeit und Migration gehörten zu den wichtigen Themen der Emder Regisseurin Helma Sanders-Brahms. Eine neue Ausstellung in ihrer Heimatstadt widmet sich der verstorbenen Filmemacherin.

Von dpa 08.06.2024, 08:44

Emden - Sie zählte zu den wichtigsten Autorenfilmern des deutschen Nachkriegskinos, wurde im Ausland gefeiert - nur in Deutschland selbst blieb ihr die ganz große Anerkennung lange verwehrt: Helma Sanders-Brahms (1940 - 2014). Nun widmet sich eine neue Sonderausstellung im Ostfriesischen Landesmuseum von diesem Wochenende an dem Werk der gebürtigen Emderin - zehn Jahre nach ihrem Tod. „Wir erzählen von Helmas Leben, wir erzählen aber gleichzeitig auch eine Geschichte von Emden“, sagte der Kurator der Ausstellung, der Filmemacher Ayhan Salar, der Deutschen Presse-Agentur. Denn Helma Sanders-Brahms habe ein ausgezeichnetes Gespür für die Lebenswirklichkeiten ihrer Zeit gehabt - ihr Werke seien daher auch stets ein Spiegel der Zeit und deutscher Geschichte.

Die Ausstellung „Helma Sanders-Brahms - ihre Filme, ihr Leben“ skizziert das Werk der Filmemacherin anhand von sechs Themenbereichen: Unterwerfung, Romantik, Märchen, Mutterland, Vaterland und angefangen mit „Ruinen“. Denn Sanders-Brahms wurde am 20. November 1940 in Emden geboren. Als Kriegskind wuchs sie in ihren ersten Lebensjahren in der infolge des Zweiten Weltkriegs völlig ausgebombten Seehafenstadt auf. Später studierte sie unter anderem Theaterwissenschaften, arbeitete als Fernsehansagerin in Köln und hospitierte bei Regisseur Pier Paolo Pasolini in Italien.

Als Filmemacherin setzte sie sich vor allem mit der Frauenbewegung, Migration und anfangs besonders mit der Arbeitswelt auseinander. Mit ihrem Dokumentarfilm „Angelika Urban, Verkäuferin, verlobt“ (1970) gewann sie erste Preise und schaffte den Einstieg. Von da an, drehte sie rund 30 Filme, schrieb Drehbücher, produzierte und kommentierte auch teils ihre eigenen Spielfilme, wie in verschiedenen Filmausschnitten in der Ausstellung zu hören ist.

In den 1970er Jahren gehörten ihre Filme zu den wichtigen politischen Filmen der Bundesrepublik. Eine größere Anerkennung als in Deutschland habe sie damit im Ausland gefunden, sagte Kurator Salar. „Sie hat die Traumata vieler Deutschen angesprochen.“ Etwa in ihrem wohl bekanntesten und autobiografisch-familiär gefärbten Film „Deutschland, bleiche Mutter“ (1980) mit Schauspielerin Eva Mattes, der von einer in der NS-Zeit geprägten und in der Nachkriegszeit verstörten Frauengeneration erzählt.

Die Ausstellung versuche keine filmwissenschaftliche Annäherungen, sondern nehme die Persönlichkeit von Sanders-Brahms und ihre Lebenswelt in den Blick, sagte Museumsdirektorin Jasmin Alley in einer Mitteilung. „Wir gewähren einen Blick auf einen Menschen und ein Land. So erfahren die Besucherinnen und Besucher gleichzeitig etwas über diese Künstlerin und über unsere Gesellschaft.“

Für die Schau, die in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsche Kinemathek entstand, leistete Kurator Salar eine umfassende Recherche in Rundfunk- und Filmarchiven, Magazinen und dem persönlichen Nachlass der Filmemacherin. Zu sehen sind neben Filmausschnitten, auch Erinnerungsstücke, Artikel, Auszeichnungen und viele Fotografien, teils kombiniert mit Exponaten aus der Sammlung des Landesmuseums.

Im Zuge der Ausstellung arbeitete Ayhan Salar auch an einer Dokumentation über die Filmemacherin. „Helma Sanders-Brahms Mutterland“ ist bei der Ausstellungseröffnung zu sehen und soll noch an weiteren Tagen gezeigt werden.