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Archäologie Neue Funde auf Klostergelände Himmelpforte bei Wernigerode

Im Bauernkrieg vor rund 500 Jahren wurden in Mitteldeutschland zahlreiche Klöster geplündert. Jetzt graben Archäologen die erhaltenen Reste des Klosters Himmelpforte aus.

Von dpa 02.10.2024, 13:08
Im ehemaligen Kloster Himmelpforte bei Wernigerode haben Archäologen Reste der Kirche zum Teil freigelegt. (Archivfoto)
Im ehemaligen Kloster Himmelpforte bei Wernigerode haben Archäologen Reste der Kirche zum Teil freigelegt. (Archivfoto) Matthias Bein/dpa/ZB

Wernigerode - Im ehemaligen Kloster Himmelpforte bei Wernigerode (Landkreis Harz) haben Archäologen die Kirche zum Teil freigelegt und zahlreiche Funde gemacht. „Die gotische Kirche war eine dreischiffige Pfeilerbasilika von wenigstens 40 Metern Länge“, sagte Projektleiter und Archäologe Felix Biermann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. „Die sehr gut erhaltenen Steinplatten- und Ziegelfußböden sind von eindrucksvoller Qualität. Das Gotteshaus wurde mehrfach um- und ausgebaut.“

Im Fußboden der Kirche wurden zwei verzierte Grabplatten aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert freigelegt, darunter die Grabplatte mit dem Bildnis der Adligen Claudia von Königstedt aus dem Jahre 1520. Die Frau wurde in zeitgenössischer Tracht, mit langem geflochtenem Haar und mit Rosenkranz dargestellt. „Die kunstvolle Steinmetzarbeit wirkt erstaunlich frisch“, sagte Biermann. Zudem wurden Ofenkacheln, Buchschließen, Glas- und Keramikscherben, Pilgerzeichen, Münzen und Metallgeschirr, bronzene Schreibgriffel für Wachstafeln sowie Pressblechbeschläge von sakralen Textilien, sogenannten Paramenten, entdeckt.

Aufwendige Heizanlage entdeckt

Im Süden an die Kirche schloss sich die Klausur, der Wohn- und Lebensbereich der Mönche, mit drei Flügeln um den Kreuzhof an. Er war, wie damals üblich, von einem Kreuzgang umgeben. „Auch sind schöne Fußböden aus Steinplatten sowie sechseckigen Ziegelfliesen erhalten geblieben“, sagte der Archäologe. Im Westflügel wurden mögliche Hinweise auf eine Warmluftheizung freigelegt, die wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert stammen. Diese Art von Heizanlagen waren aufwendig und teuer, sodass sie nur aus Burgen, Häusern reicher Stadtbewohner sowie aus Klöstern bekannt sind. Ihr Vorteil war die rauchfreie Erwärmung größerer Räumlichkeiten.

Am 30. April oder 1. Mai 1525 wurde das Kloster durch aufrührerische Bauern und mehrere Bürger der Stadt Wernigerode erstürmt und geplündert. Als Rädelsführer wurde ein Barbier aus Wernigerode verhaftet und zum Tode verurteilt, kurze Zeit darauf aber begnadigt und auf ewig aus der Grafschaft verbannt. Das Augustinereremitenkloster Himmelpforte, auch Himmelpforten genannt, wurde vor 1253 durch das niederadelige Geschlecht von Hartesrode gegründet. 1516 war Martin Luther (1483-1546) zu Besuch. Nach der Aufgabe des Klosters in der Reformationszeit verfielen die Gebäude und wurden später fast restlos abgerissen.

Umfangreiches Ausstellungs- und Vermittlungsprojekt

Die Grabungen laufen noch bis zum 10. Oktober und sollen im nächsten Jahr fortgesetzt werden. Sie gehören zu einem umfangreichen Ausstellungs- und Vermittlungsprojekt, das mit Bundesmitteln in Höhe von rund 540.000 Euro gefördert wird. Das Land Sachsen-Anhalt steuert rund 360.000 Euro bei.