Schenkung Nussbaum-Haus zeigt neu entdeckte Bilder von Felka Platek
Das Künstlerpaar Felix Nussbaum und Felka Platek wurde in Auschwitz ermordet. Kurz vor ihrer Deportation lebten beide bei einer Brüsseler Familie im Versteck - eine bislang nicht bekannte Tatsache.

Osnabrück - Drei bislang unbekannte Bilder von Felka Platek, der Ehefrau des in Auschwitz ermordeten Malers Felix Nussbaum, sind künftig in Osnabrück zu sehen. Die Bilder zeigen Porträts von Mitgliedern einer mit dem Künstlerehepaar befreundeten Familie. Die hatte die Malerin und den Maler vor ihrer Deportation ins Vernichtungslager in ihrer Brüsseler Wohnung vor den Nationalsozialisten versteckt, sagte die Kuratorin des Nussbaum-Hauses, Anne Sibylle Schwetter. Die Bilder sind ab sofort für die Öffentlichkeit zugänglich.
Eine Nachfahrin der Familie, Maryvonne Collot, schenkte dem Museum nun die Bilder. Auf den Porträts sind Augustine Collot, ihr Sohn Albert und ihre Tochter Yvonne Giboux zu sehen. Die Familie Giboux-Collot hatte offenbar dem Künstlerpaar das Souterrain ihres Hauses in den Jahren 1943/44 für etwa zehn Monate als Versteck angeboten. Das Bild der Augustine Collot sei datiert auf Juni 1943, auch die beiden anderen Bilder dürften in dieser Zeit entstanden sein.
Neue Hinweise auf die letzten Monate in Brüssel
Das Künstlerpaar lebte vor der Deportation versteckt in Brüssel. Bislang sei angenommen worden, dass sie von März 1943 an in der Brüsseler Rue Archimède 22 lebten und die Räume der Familie Giboux-Collot nur als Atelier nutzten. Aufgrund der Berichte von Maryvonne Collot müsse jetzt davon ausgegangen werden, dass beide Künstler auch in der Wohnung lebten, sagte Schwetter.
In den Jahren 1943 und 1944 entstanden die berühmten Hauptwerke des in Osnabrück geborenen Malers Nussbaum, unter anderem das „Selbstporträt mit Judenpass“. Offenbar habe sich Nussbaum in den letzten Monaten seiner Zeit in Brüssel sehr viel öfter in der Stadt bewegt als bislang angenommen, erklärte Schwetter. Auch dass das Ehepaar mit einer Brüsseler Familie offenbar befreundet war, sei eine neue Information.
Bislang nur 35 Werke von Platek bekannt
Die Familie Giboux-Collot lebte laut Maryvonne Collot auch nach der Verhaftung und Ermordung Nussbaums und Plateks 1944 noch mit den Bildern der Künstler. Das geht aus Familienfotos aus den 1960er Jahren hervor.
Der Brüsseler Kunsthändler Willy Billestraet war mit Yvonne Giboux liiert. Er hatte in den 1970er Jahren einen Großteil der Werke Nussbaums dem Osnabrücker Museum zum Kauf angeboten, aber nie von der Familie erzählt.
Von Felka Platek waren bislang nur etwa 35 Werke bekannt, die den Holocaust überstanden haben. 30 davon befinden sich im Bestand des Osnabrücker Felix-Nussbaum-Hauses, sagte Museumsdirektor Nils-Arne Kässens. Dazu seien nun diese drei neuen Bilder hinzugekommen. Die Forschung zu Leben und Arbeit von Felka Platek stehe noch ganz am Anfang, sagte Schwetter.